Drewermanns Rückkehr

Sie wollen daraus »keine Sensation machen«, sagt der Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn, Stefan Kopp, zur Begrüßung. Darin seien er und Eugen Drewermann sich einig. Das ändert allerdings nichts daran, dass Eugen Drewermanns Auftritt in der Paderborner Fakultät nach fast dreißig Jahren zumindest als historischer Tag gesehen wird. Die 400 Plätze im großen Auditorium sind besetzt, zudem wird Drewermanns Rede über die »Macht der Ohnmacht Jesu« live in zwei weitere Säle und ins Internet übertragen. Sie ist Teil einer Vorlesungsreihe über »Macht und Ohnmacht in der Kirche«.
»Ich muss dazu sagen – natürlich, das ist der unangenehme Teil an der Sache«, fährt Kopp fort, »es gibt hier auch eine Geschichte, wie Sie wissen.« Weil Kopp nicht sagt, was die »Geschichte« ist, sei sie kurz erzählt: Eugen Drewermann wurde 1966 zum Priester geweiht, ließ sich in der Psychoanalyse ausbilden, habilitierte sich mit der Schrift »Strukturen des Bösen« und wurde Privatdozent an der Theologischen Fakultät Paderborn. In den folgenden Jahren benannte er, inwiefern die Kirche ihren Teil zu Krieg, Ökokrise und den seelischen Leiden der Gegenwart beitrage. Zudem zeigte er Verständnis für die tragischen Konflikte, die zu Scheidungen führen können. Zu jener Zeit gingen die ersten Beschwerden bei Joseph Ratzinger ein, der gerade Chef der Glaubenskongregation geworden war. 1989 erschien »Kleriker – Psychogramm eines Ideals«. Spätestens jetzt will man nicht mehr, dass Drewermann an der Fakultät lehrt. Schließlich werden dort Priester ausgebildet. Das Buch »Worum es eigentlich geht – Protokoll einer Verurteilung« dokumentiert den kafkaesk anmutenden Vorgang. Es zeigt einen überforderten Erzbischof Degenhardt, der Drewermann ei

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