Missbrauch: Hat die Kirche gelernt?


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»Wir haben verstanden.« Dieses Signal sendeten die katholischen Bischöfe aus, als sie im Laufe des Jahres 2010 mit zahlreichen Missbrauchsfällen durch katholische Geistliche konfrontiert waren. Keine Toleranz mehr gegenüber Tätern, keine Vertuschung von Missbrauchsfällen und Hilfen für Überlebende sexueller Gewalt wurden versprochen. Aber wenn es um die Anerkenntnis von Schuld und Verantwortung in konkreten Fällen geht, tun sich die katholischen Hierarchen nach wie vor schwer – und das selbst in der Zentrale der Deutschen Bischofskonferenz.
Im Februar wurde der Priester Georg K. aus dem Bistum Aachen wegen schweren Missbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Es ging um Taten aus seiner Zeit als Gemeindepfarrer am Niederrhein. Ans Licht gekommen waren die aber nur,
Fazit: die Katholische Kirche als Institution ist nicht in der Lage, die Missbrauchskriminalität,die unter ihrer Verantwortung geschehen ist und immer noch geschieht aufzuarbeiten.
Schon allein, weil sie eng verquickt ist mit einer anderen Form der Übergriffigkeit, nämlich Wirtschaftsverbrechen.
Es ist den vielen Whistleblowern, die für und in der Kirche arbeiten zu verdanken, dass diese Verbrechen überhaupt ans Tageslicht kommen konnten. Ohne ihre Unterstützung hätte sich niemand getraut, den Opfern zuzuhören. Und es wäre weiter behauptet worden, man könne den Betroffenen nicht "glauben". Wo aber bei näherem Hinsehen viele Menschen genau wussten, was passiert.
Viele gute Momente kamen im Januar 2010 zusammen, als eine gerechte Flut über die Führungskaste der Katholischen Kirche Deutschlands hereinbrach. Sie scheint derzeit zu glauben, alles überstanden zu haben. Das nächste Hochwasser ist aber im Anmarsch.
Sehr gut dargestellt auf einem Liederabend, das gerade am Berliner Ensemble läuft. Unter der Regie von Franz Wittenbrink, Absolvent der Domspatzenschule. Er ist bezeichnenderweise als "Schlafe mein Prinzchen" betitelt.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden
Menschen mit normal entwickeltem Unrechtsempfinden können in der Tat die Verhaltensweisen der meisten Kleriker, die dem Führungskader der Römisch Katholischen Kirche angehören nicht nachvollziehen. Wenn man aber tiefer in die Materie eintaucht und sich mit Psychotraumatologie und Manipulationsmechanismen auseinandersetzt, bekommt das Ganze einen Sinn. Viele der derzeit den Ton angebenden Priester gehören einer Generation an, die noch die so genannten "Paterpressen" besucht hat. Schulen,oft als Internate geführt, in die die Jungen schon im Grundschulalter gesteckt wurden. Bei einigen fand durch Täterpriester eine regelrechte Frühsexualisierung statt. Im Sinne einer Konditionierung auf die Kooperation bei auf rein mechanische Aspekte bezogene sexuelle Aktivitäten. Oder anders ausgedrückt: sie wurden gezielt zum kindlichen Sexobjekt abgerichtet. So etwas ausgesetzt zu sein, noch dazu ohne externes Regulativ, geschweige denn therapeutischer Hilfe kann ganz verheerende Folgen haben.
Es ist beschämend, wie die Kirchen - und der Staat als deren Gehilfe - Opfer und deren Familie behandeln und eiskalt in Kauf nehmen, das sie retraumatisiert werden. Da hilft auch kein Therapieangebot.