Eine synodale katholische Kirche?

Das eindrucksvollste Bild, das vom Frühjahrstreffen der deutschen Bischöfe in Lingen weit im Nordwesten der Republik in Erinnerung bleibt, schufen 300 protestierende Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft kfd. Nach dem Eröffnungsgottesdienst demonstrierten die Mitglieder des größten deutschen Frauenverbandes für eine entschiedene Aufklärung des Missbrauchsskandals und für Reformen in der Kirche. Sie skandierten die Parole »Licht an!« und leuchteten mit Taschenlampen symbolisch in den Kirchenraum. Auf ihren Transparenten standen Slogans wie: »Kein Amt für Täter«, »Vollständige juristische Aufklärung und Strafverfolgung«, »Frauen in alle Weihe-Ämter« oder »Opferschutz und Entschädigung der Opfer«.
Missbrauch noch größer als gedacht?
Ein halbes Jahr nach dem »Schock von Fulda«, als bei der Bischofskonferenz die MHG-Studie über sexuelle Gewaltverbrechen in der katholischen Kirche vorgestellt wurde, stand die Frühjahrsvollversammlung der Oberhirten unter hohem Erwartungsdruck. Die Studie hatte vor allem den Klerikalismus, die Überhöhung und den Missbrauch geistlicher Macht, als systemische Grundlage für sexuelle Gewalttaten ausgemacht.
Was zeichnet sich nun ab? Tiefe Betroffenheit bei nicht wenigen Bischöfen. Kardinal Reinhard Marx ruft die Kirche zu einer Reinigung auf: »Ich glaube, dass wir an einer neuen Epochenschwelle der Kirche stehen.« Die Reinigung müsse nicht nur im Blick auf die sexuellen Gewaltverbrechen erfolgen, sondern auch auf den geistlichen Missbrauch, der sich in etwa darin äußere, den anderen klein zu machen im Namen Gottes. Beim Weg der Erneuerung müsse die Kirche »sehr demütig und selbstkritisch von Gott reden«.

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Es kann und darf mit den Amtskirchenvertretern keinen Dialog geben, wenn sie darauf beharren, dass zwischen Klerikern und Laien ein Wesensunterschied besteht.
Entweder es gibt einen Diskurs auf Augenhöhe oder keinen!
Der Paderborner Theologe Eicher sprach vor Jahren im Zusammenhang mit dem ständischen Festhalten an der hierarchischen "Wesensverschiedenheit" von Klerus und Laien von einer "strukturellen Sünde", die heute in der röm.-kath. Kirche zu beklagen sei. Dem bleibt nichts hinzuzufügen.
So ist es und wird es sein. Schon jetzt passiert nur etwas auf Druck von Aussen. Und zwar auf Druck, der öffentlich gemacht wird. Weil der Druck von Innen scheinbar nicht da ist oder nicht ausreicht.
Hatten sich vor Jahrzehnten bedrängte, missbrauchte, gedemütigte Menschen bei bischöflichen Stellen gemeldet, so gab es keinen Druck. Nicht den des Gewissens, nicht den der Moral, nicht den der Caritas.
Es gab nur das Verhalten des "aus der Tür-kehrens", damit das Haus der Kirche rein bleibe. Da liegt nun der ganze Dreck, höher als die Dornenhecke rund um Dornröschens Schloss. Im Innern schlafen die Väter und träumen von vorgestern. Der "Kern der Unschuld" wartet darauf, wachgeküsst zu werden. Dafür muss das Kirchenvolk durch die Mauern aus Unrat hindurch und das tun, was nötig ist: Christus in unserer Zeit feiern. Sichtbar und hörbar.
Lisa Kötter für Maria 2.0