Ein letztes Fest?

Das Reformationsjubiläum ist eine einzigartige Gelegenheit. Manche fragen sich aber auch besorgt, ob es nicht auch eine allerletzte Chance ist. So verbinden sich auf befremdliche Weise Vorfreude und Angst. Einzigartig ist »2017«, weil zum ersten Mal in der langen Geschichte dieses Jubiläums freundlich, ehrlich und ohne Hass der Reformation gedacht wird. Wer von den früheren Memoria-Ereignissen nichts weiß, dem mag dies als wenig bedeutsam erscheinen. Aber wer sich über die Tradition der antikatholischen, anticalvinistischen, antitäuferischen, antijüdischen, antifranzösischen, antieuropäischen, antidemokratischen, antiliberalen Reformationsfeiern und die dazugehörigen ideenpolitischen Vereinnahmungen durch den altlutherischen Konfessionalismus, den deutschen Nationalismus und Militarismus, den Nationalsozialismus und am Ende die DDR informiert hat, für den ist es ein säkulares Wunder, dass man der Reformation auch ohne Selbstüberhebung, Lüge und Wut gedenken kann. Was liberale Protestanten und aufgeklärte Geschichtsinteressierte lange ersehnt haben, wird nun Wirklichkeit.
Das Reformationsfest 2017 – eine epochale Ausnahme
Wer scharfzüngige Debatten schätzt, dem mögen die Festvorbereitungen allzu friedlich, ökumenisch korrekt und theologisch profillos erscheinen. Doch wer eine neuprotestantische Harmlosigkeit beklagt, sollte sich an die fatalen Folgen erinnern, die die aggressiven und triumphalistischen Feiern der Vergangenheit gezeitigt haben. Wenn Matthias Drobinski in der »Süddeutschen Zeitung« erklärt: »Noch nie wurde der Reformation so ökumenisch, europäisch, international und aufgeklärt gedacht« – dann beschreibt er gelassen eine epochale Ausnahme. Sie ist – um einmal pathetisch zu werden –

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