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Leserbrief
Ungewollte Nebenfolgen

vom 21.10.2025
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Wie kann man das Böse überwinden? Auf diese Frage antworten Jesus und Paulus: »Überwindet es mit dem Guten.« Professor Matthias Remenyi formuliert das etwas moderner, wenn er sagt, man müsse versuchen, das Böse in die »im Grundsatz gute Welt« zu integrieren. Aber dann kommt der seit Beginn des historischen Christentums übliche Rückzug. Remenyi zeigt sich ratlos: »Das funktioniert so lange gut, wie es abstrakt bleibt.« Und wenn es konkret wird, was dann? Ja dann ist – so die altbekannte kirchliche Ausrede – »eine Handlung moralisch erlaubt, wenn die schlechten Folgen nur ungewollte Nebenfolgen eines größeren Gutes sind«. Der gute Grund ist für ihn die Verteidigung der Ukraine, und die schlechten Folgen, die ungewollten Nebenfolgen, das sind die zahllosen Toten, Verwundeten, die zerstörten Wohnungen, die kaputte Infrastruktur der Ukraine. Remenyi spricht dann von »Tragik«, der man leider unterliege, und von »individueller Schuld«. Wieso eigentlich individuell? Gibt es keine gesellschaftliche, staatliche Schuld? Das »größere Gut« ist doch wohl das uns geschenkte Leben, das Leben eines jeden russischen und ukrainischen Soldaten, das Leben aller getöteten Zivilisten. Dieses »Gut« wird auch bei einem Verteidigungskrieg vernichtet. So können wir das Böse nicht in die gute Welt integrieren. Trotzdem nehmen wir den Krieg als »ungewollte Nebenfolge« in Kauf – aus Angst, unser eigenes Leben zu gefährden. Da gebe ich Ihnen recht: Die Angst macht böse. Karl Kirch, Amberg

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 20/2025 vom 24.10.2025, Seite 62
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