Lob und gemäßigtes Nein
In Spanien und in Frankreich demonstrierten in den letzten Jahren Millionen Bürger, vornehmlich Katholiken, gegen gesetzliche Neuerungen bei der Ehe, die von linken Regierungen ausgingen und das Ziel verfolgten, jegliche Diskriminierungen für sexuelle Minderheiten zu überwinden. Darüber geriet die Gesellschaft jeweils in eine Zerreißprobe. Zumal der Konflikt parteipolitisch aufgeladen wurde. In Deutschland wird es zu ähnlichen Spaltungen wohl nicht kommen, denn der Protest gegen die Ehe für alle wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht geteilt. Die katholischen Bischöfe formulieren ihre Nein-Position bewusst gemäßigt. So, dass Andersdenkende nicht verteufelt werden. Deutschland ist eben – anders als Spanien oder Frankreich – eine »Konsensgesellschaft«. Hierzu zählen nicht nur Gewerkschaften, sondern auch Kirchen.
In der katholischen Kirche kanalisierte Kardinal Reinhard Marx, der mächtige Vorsitzende der Bischofskonferenz, die Positionierung, gemeinsam mit dem für Familienfragen zuständigen Berliner Erzbischof Heiner Koch. Koch erklärte: »Unterschiedliche Partnerschaften werden nicht durch einen gemeinsamen Begriff gleich. Die begriffliche Einebnung von Differenzen ist eine Ideologie: Wir sollen keine Differenzen mehr wahrnehmen.« Die Bundestagsentscheidung vom 30. Juni kritisierte er: »Die Diskussion wurde lange geführt, der Abschluss war unwürdig.«
Kardinal Marx hatte die Niederlage kommen sehen. Er markiert die Position der katholischen Lehre, ohne den Frieden in der Gesellschaft infrage zu stellen. Ziel: Ausgrenzung, Außenseitertum und Marginalisierung der katholischen Kirche zu vermeiden: »Die Bischofskonferenz betont, dass die Ehe – nicht nur aus christlicher Überzeugung – die Lebens- und Liebesgemeinschaft von Frau und Mann als prinzipiell lebenslange Verbindung mit der grundsätzlichen Offenheit für die Weitergabe von Leben ist. Wir sind der Auffassung, dass der Staat auch weiterhin die Ehe in dieser Form schützen und fördern muss. Wir bedauern, wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinandergehen (…). Die Deutsche Bischofskonferenz hat in ihren Stellungnahmen zum Lebenspartnerschaftsrecht betont, dass es ein Missverständnis wäre, die hervorgehobene Rechtsstellung der Ehe (…) als Diskriminierung homosexuell veranlagter Männer und Frauen zu

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