Interview mit Hans Joas
Ist der Universalismus am Ende, Herr Joas?


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Publik-Forum: Herr Joas, Sie lehren seit 25 Jahren auch an der University of Chicago und kennen die USA entsprechend gut. Erst kürzlich haben Sie das Land wieder besucht. Wie erlebten Sie die Atmosphäre dort nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump?
Hans Joas: Es ist etwas Dramatisches im Gange, von dem niemand genau weiß, was daraus werden wird. Im Unterschied zur ersten Präsidentschaft von Trump geht es nicht nur um einen Amtswechsel und eine damit verbundene andere politische Richtung. Die ersten 100 Tage zeigen ein fundamentales Umsteuern in zahlreichen Politikbereichen, auch in der Kultur- und der Außenpolitik. Es droht eine dramatische institutionelle Krise, weil Trump keine Beschränkungen seiner Macht akzeptieren will, weder auf der Eb
Hans Joas ist Soziologe und Sozialphilosoph. Er lehrte in Erlangen, Berlin,Erfurt, Freiburg, Chicago und New York. Seit 2014 ist er Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Berliner Humboldt-Uni. Gerade ist sein Buch»Universalismus – Weltherrschaft und Menschheitsethos« erschienen (Suhrkamp, 975 Seiten, 48 €).
Interview: Michael Schrom und Matthias Drobinski

Peter Helmut Schmidt 04.07.2025:
Das Interview mit Hans Joas hat mir die Augen dafür geöffnet, dass wir unsere Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Krieg zwischen Russland und der Ukraine nicht aufgeben müssen. Es ist mit vereinten Kräften immer noch möglich, in dieser bedrohlichen Phase der Weltgeschichte gegenzusteuern. Das zeigt die für mich überzeugende Analyse des erfahrenen Religionssoziologen.
Hans Th. Flory 04.07.2025:
Als 1989 die Mauer fiel, dachte der Westen, er sei der Sieger, und ist so über die Welt gezogen. Sowohl der politische Westen, aber vor allem der kapitalistische. Er nutzte die wirtschaftliche Armut des Ostens aus und zog die Länder über seinen Tisch. Natürlich merkten diese Länder irgendwann, was der Westen mit ihnen vorhatte, und stellten sich dagegen. Entweder militärisch und autoritär oder nationalistisch und antidemokratisch. Der Westen agierte immer schon aus einer vermeintlich überlegenen Stärke, nie aus moralischer Gerechtigkeit. Zuerst aus der christlichen Perspektive (Kreuzzüge), dann aus der wirtschaftlichen und technischen Überlegenheit (Kolonialismus). Moralischer Universalismus (Menschenrechte) kam nie auf die Ebene von Politik und Wirtschaft. Moralisch Handeln ist aber erlernbar. Jetzt setzt der Westen leider wieder auf militärische Stärke.