in Memoriam
Die verkannte Pionierin

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37 Mal hat sich die katholische Theologin Elisabeth Gössmann auf einen Lehrstuhl an deutschen Hochschulen beworben. 37 Mal erhielt sie eine Absage. Nicht, weil ihre Arbeit den wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügte, sondern weil sie als Frau ihrer Zeit voraus war. 1928 geboren, gehörte sie zu den ersten Frauen, die in Deutschland einen theologischen Doktortitel erwarben. Doch als sie 1962 in München ihre Habilitation vorlegen wollte, erklärte ihr der Münchner Kardinal Julius Döpfner, dass ihr Habilitationsverfahren abgebrochen werde. Das liege nicht an ihrer Leistung, sondern daran, »dass wir Bischöfe noch nicht wissen, was wir mit habilitierten Laien in der Theologie anfangen sollen«. So schildert sie es in ihren Lebenserinnerungen. Gössmann ging daraufhin wieder an die Seishin-Universität nach Tokio zurück, wo sie seit 1955 – in japanischer Sprache – bis zu ihrer Pensionierung westliche Philosophie lehrte. Obwohl sie überwiegend am anderen Ende der Welt lebte und forschte, ist ihre Bedeutung für die Theologie in Deutschland und für die Rolle von Frauen darin enorm. Davon zeugen fünf Ehrendoktorate. Elisabeth Gössmann gründete das Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung und gab ein Wörterbuch der feministischen Theologie heraus. Beides waren Meilensteine. Ihre Lebenserinnerungen mit dem bezeichnenden Titel »Geburtsfehler: weiblich« kann man als katholische Theologiegeschichte lesen, die von vorkonziliarer Enge über Aufbruchshoffnung bis in die (desillusionierte) Gegenwart reicht. Sie starb nach langer schwerer Krankheit am 1. Mai.