Gewissenskonflikt Organspende

Barbara Tambour: »Sterben ist ein Prozess«
Wer nicht widerspricht ist Organspender – das hätte ich als falsch empfunden und nicht in Einklang zu bringen mit einer großen Errungenschaft: der informierten Zustimmung. Es ist mir wichtig, dass Ärzte nur das tun dürfen, worüber ich aufgeklärt wurde und dem ich zugestimmt habe. Kein Arzt darf mir ohne meine Zustimmung Blut entnehmen. Dieser wichtige Grundsatz muss auch bei der Organspende gelten. Denn die ist – alles in allem – eine heikle Angelegenheit.
Das habe ich nicht immer so gesehen. Als Studentin schien mir alles ganz einfach: Ich füllte das erste Mal einen orangenen Organspende-Ausweis aus – getragen von dem Gefühl, damit etwas Gutes zu tun. Sollte ich verunglücken und sterben – so dachte ich –, wäre es doch das Beste, wenn mein Herz, meine Nieren, meine Leber oder meine Lunge einem anderen, kranken Menschen zugute kommen würden. Später, als Journalistin, befasste ich mich beruflich mit dem Thema »Organspende« und lernte neben Befürwortern auch Kritiker kennen. Außerdem Eltern, deren Kinder verunglückt waren, die der Organentnahme zugestimmt und dies später bereut hatten. Erst nach der Beerdigung ihres Kindes war ihnen bewusst geworden, dass ihr Kind zum Zeitpunkt der Organentnahme hirntot war, aber nicht komplett tot. Und dass sie in seinen letzten Lebensminuten auf dem OP-Tisch nicht bei ihm hatten sein können. Seitdem versuchen sie, über die Organspende aufzuklären.
Irgendwann zerriss ich meinen Organspende-Ausweis, auf dem ganz oben stand: »Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen/Geweben zur Transplantation infrage kommt, …«. Meiner Meinung nach ist ein Mensch, dessen Hirnaktivitäten erloschen sin

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