Macht uns das Internet schlechter?

Ständig zücken wir unser Smartphone, um ja nicht die neueste SMS zu verpassen oder eine WhatsApp-Nachricht, die umgehend beantwortet wird. Unaufhörlich sind wir am Twittern, Chatten, Mailen, Bloggen, Hashtaggen, Googeln und Downloaden. Wir posten und posen, was das Zeug hält. Wir stellen Selfies ins Netz oder verschicken sie über soziale Medien. Wir füllen unsere Facebook-Seiten oder nutzen die Bildtechniken von Instagram.
Warum tun wir das alles? Aus narzisstischen Motiven, behaupten die Zeitgeistkritiker von links bis rechts. Weil Aufmerksamkeitssucht und Kommunikationsgier uns dazu treiben. Weil wir von Internetkonzernen manipuliert werden und medienabhängig geworden sind.
Wir tun das, so meine Gegenrede, weil Menschen ihrer Natur nach voneinander abhängig sind, miteinander kommunizieren und sich untereinander austauschen wollen, von anderen Menschen Rückmeldungen erhoffen auf das, was sie machen, sagen, denken oder fühlen. Und auf ihrer Suche nach Feedback hat sich das Internet als ein leicht zugängliches, einfach zu nutzendes und universell verfügbares Resonanzsystem erwiesen.
Im digitalen Zeitalter scheint das Seelenleben vom Wunsch nach zwischenmenschlicher Kommunikation bestimmt, von einer Sehnsucht nach Spiegelung und Echo, vom Verlangen danach, von anderen Menschen gesehen und gehört zu werden. Die Suche nach Resonanz kann allerdings an einem zwischenmenschlichen Grundbedürfnis andocken, das am Beginn jeder seelischen Entwicklung steht, wie uns die Kleinkindforschung lehrt. Mit all seinen Sinnen verlangt bereits der Säugling nach Reaktionen seiner Bezugspersonen auf seine eigenen Le

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