Die schwierige Bibel
Verzwickte Familienverhältnisse

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Die Frage nach Jesu »Anfang« bewegt seit jeher die Gemüter, gerade an Weihnachten. Sie kann unterschiedlich akzentuiert angegangen werden: historisch, dogmatisch, biblisch-literarisch. Auch unseren Leser Klaus-Peter Thiele treibt diese Frage um, insbesondere die Spannung zwischen Jungfrauengeburt und Gottessohnschaft auf der einen und dem Menschensohn-Titel auf der anderen Seite.
Für die ältesten Quellen (Paulus, Markusevangelium) ist klar: Jesus ist Sohn Gottes. Zeugungsfragen und Geburtsvorgänge interessieren beide so gut wie nicht. Das Johannesevangelium wiederum greift weit vor die Geburt Jesu zurück und spricht in poetisch-hymnischer Form von der Fleischwerdung des Logos (Wortes), der »im Anfang« war (1,1): »Und der Logos wurde Fleisch und wohnte/zeltete unter uns« (1,14).
Christian Schramm ist Privatdozent an der Uni Bonn und lehrt Neues Testament in Hildesheim und Hannover. Wenn Sie eine Bibelstelle ausgelegt haben wollen, schreiben Sie an: [email protected], Stichwort Bibelstelle.




Günter Siener 17.12.2025, 12:02 Uhr:
Die heutigen Exegeten sind sich weitgehend einig, dass die Kindheitserzählungen Jesu bei Matthäus und Lukas Geburtslegenden sind, wie sie damals von vielen bedeutenden Menschen, wie z.B. die Cäsaren Roms, auch geformt wurden. Es handelt sich dabei um bildhafte, zeichenhafte Ausdrucksformen, die innere Ergriffenheit und gläubige Überzeugung auszudrücken versuchen. Da steht eine herausragende historische Persönlichkeit im Mittelpunkt, deren Bedeutung für die Leser stilisierend und schematisierend erzählt wird. In unserem Fall geht es um Jesus, dessen einzigartige Beziehung zu Gott mit dem damals üblichen Verwandschaftsverhältnis "Sohn" bildhaft ausgedrückt wird. Auch die Ägypter, die Griechen und die Römer bezeichneten ihre Staatsoberhäupter als Gottessöhne. Wenn wir diese Erzählungen wortwörtlich und nicht sinnbildlich nehmen, verstehen wir sie falsch und haben dann große Probleme, sie mit unserem biologischen Wissen in Einklang zu bringen.