Film: Mit Liebe und Chansons
Esther glaubt an ein Wunder

Kino. Paris, 1963: Roland ist das sechste Kind einer Familie jüdisch-marokkanischer Eingewanderter und kommt mit einem missgebildeten Fuß zur Welt. Entgegen der Diagnose der Ärzte, nach der Roland nie normal wird gehen können, setzt Esther, seine Mutter, Himmel und Hölle in Bewegung, um eine erfolgversprechende Therapie zu finden. Die Zeit drängt, denn Roland muss auf Behördengeheiß in die Schule. Und während der Kleine auf dem Boden herumrutscht, betet Esther inbrünstig und glaubt felsenfest an ein Wunder. Tatsächlich findet Roland eine persönliche Schutzheilige.
In der Verfilmung des autobiografischen Bestsellers von Roland Perez wird über eine Spanne von 50 Jahren ein lebendiges und meist humorvolles Familien- und Zeitpanorama gezeichnet. Die Tragikomödie ist eine Hommage an eine Mutter, die schmeichelnd, wütend, erfinderisch jene Amtspersonen bequatscht, die Roland in eine Pflegefamilie bringen wollen. Doch neben dieser mütterlichen Naturgewalt ist heimliche Hauptdarstellerin die Sängerin Sylvie Vartan, Ikone der französischen Yéyé-Beatgeneration. Ihre Chansons trösten den im Stützkorsett ans Bett gefesselten Roland und animieren ihn dazu, lesen und schreiben zu lernen. Vartan, die sich, 81 Jahre alt, gegen Ende des Films selbst spielt, wird ihn auf seinem ganzen Lebensweg begleiten. Roland wiederum muss den Mut aufbringen, sich von Übermutter Esther freizustrampeln. Diese zwischen Dur und Moll changierende Familiengeschichte geht ans Herz, behandelt sie doch unangestrengt ein allgemeingültiges Thema: die prekäre Balance zwischen Mutterliebe, Geborgenheit und Freiheit.
? Mit Liebe und Chansons (F 2025). Film von Ken Scott, 104 Min. o. A.




