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Leserbrief
Gott sei Dank

vom 04.11.2025
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Der Text von Christiane Thiel hat mich sehr berührt und bewegt! Ich konnte nicht anders, als mein eigenes Erleben daneben zu legen. Einige ihrer Erfahrungen teile ich. Es gehörte Mut dazu, sich in der DDR offen als Christin zu zeigen. Ich bin auch ein Kind der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, nur zwei Jahre jünger als die Autorin. Wie gern würde ich in die Liebeserklärung Thiels an diese Landeskirche einstimmen, jedoch: Ich kann es nicht. Ja, die Kirchen in der DDR waren unendlich wichtig! Es war ein großes Glück, dass es sie gab und ich ihnen angehören durfte. Sie waren der einzige Raum – abgesehen vom privaten –, wo man etwas anderes zu hören und zu lesen bekam, etwas anderes sagen konnte als die verordnete Ideologie. Ich bin den Kirchen (Plural!) in der DDR unendlich dankbar. Jedoch: Am Fuße des Erzgebirges war es »hardcore«. Der Sohn des Pfarrers trug den Aufnäher »Schwerter zu Pflugscharen« selbstverständlich an seiner Jacke. Ich fühlte mich als Feigling, weil ich nach hitzigen Auseinandersetzungen im Elternhaus dem Verbot meiner Mutter folgte und den Aufnäher nicht auf meine Jacke nähte. Man wurde »unechte Konfirmandin« genannt, wenn man, um das Abitur machen zu können, zusätzlich zur Konfirmation auch zur Jugendweihe ging. Diese Verletzung wirkt bis heute. Die Bezeichnung »unechte Konfirmandin« geschah ohne Ansehen meiner Ernsthaftigkeit im Glauben und meines großen Engagements in der Kirchengemeinde. Trotz und wegen all dieser Erfahrungen habe ich Theologie studiert und bin heute Pfarrerin. Meine Liebe zur Kirche ist da, doch ambivalent. Lieber würde ich ohne diese Ambivalenzen leben, doch sie kommen von den Dingen, die mir geschehen sind. Bettina Hoy, Stuttgart

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 21/2025 vom 07.11.2025, Seite 62
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