Leserbrief
Die Sicht umkehren
Zu: »Heimatbetroffen« (18/22, Seite 12-16)
Im Artikel von Cornelius Pollmer ist die Rede von der »ehemaligen DDR«. Was ist die heutige? Bezeichnend ist die Titelseite: Der Osten fühlt anders als der Westen, heißt es da. Der Westen ist also der Maßstab. Warum formulieren Sie das nicht umgekehrt? Gerburg Brückner, Laatzen
Ich wünsche mir von der Redaktion mehr sprachliche Sensibilität. Der Untertitel zu »Uneins« – »Der Osten Deutschlands lebt, denkt und fühlt noch immer anders als der Westen« transportiert doch eine Haltung, die sagt: »Lebt, denkt und fühlt doch endlich mal wie wir, dann kann man von Einheit sprechen.« Wechseln wir die Perspektive: »Der Westen Deutschlands lebt, denkt und fühlt noch immer anders als der Osten«. Wie klingt das in westdeutschen Ohren? Heike Schorcht, Jena
Es ist gut so, dass der »Osten« Deutschlands noch anders denkt. Damit wir westlich der alten DDR-Grenze wachwerden und aus dem »Das-haben-wir-immer-schon-so-gemacht-seit-Adenauers-Zeiten«-Schlendrian rauskommen. Gundula Engstner, Berlin
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Ostdeutschland hat trotz Ausrufens einer neuen Gesellschaft weit mehr historische Schätze bewahrt als der so verstandene freiheitliche Teil, der im Zuge seiner Baupolitik in den 1960er- und 1970er-Jahren Städte oftmals bis zur Austauschbarkeit gebracht hat. Die Orte im Osten sind inzwischen renoviert, restauriert, rekonstruiert. Doch nach wie vor sind sie in den zumeist ländlichen Gegenden blutarm und leergezogen, weil nicht überlieferte Kultur, sondern eine brummende Wirtschaft den Ausschlag gibt. Helmut Krüger, Potsdam
Was ich vermisse, sind folgende Fakten: Der Großteil der in der DDR lebenden Bevölkerung hat sich wegen der harten Depressionen nach dem Mauerbau in sein Privatleben zurückgezogen und arrangiert. Das Aufbegehren gegen das Regime und der Beginn der »Wende« ging von Sachsen aus. Was den Gewinn an Freiheit bei Teilen der Bevölkerung schnell konterkarierte. Die Sachsen haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern die vielen dankbar angenommenen Transferleistungen in »blühende« Landschaften umgesetzt. Helmut Stephan, Dresden