Wie entsteht die Fähigkeit zur Liebe?
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Anselm Grün
Im Haus der Liebe wohnen
Kreuz. 158 Seiten. 28,? DM
Dem Benediktiner Anselm Grün ist es gelungen, glaubhaft und überzeugend über die Liebe zu schreiben. Dabei spart er Sexualität, Erotik und Körperlichkeit nicht aus. Das Gelingen hängt von vielen Faktoren ab. Da sind zunächst die Offenheit, in der er über sich selbst, seine persönlichen Erfahrungen und Grenzen spricht, und seine Sensibilität. Sodann nimmt er die psychologische Ebene ernst. Deswegen decken sich für ihn Therapie und Seelsorge in der Einschätzung der menschlichen Probleme und Defizite. Wer zum Beispiel (als Kind) nie geliebt worden ist, der kann auch nicht lieben oder sich von Gott geliebt wissen. Am wichtigsten aber ist Grüns Selbstverständnis. Er sieht sich als geistlicher Begleiter. Die Gottesliebe hat deshalb für ihn den höchsten Stellenwert. Am liebsten möchte er den Leser wie ein Mystagoge in ihr Geheimnis einführen, und wie bei den Mystikern wohnt die Liebe Gottes im Innersten des eigenen Herzens. Sein Engagement spürt man am deutlichsten dort, wo er berichtet, wie tief er sich auf den »Begleiteten« einlässt (»gemeinsam ... hinabsteigen in den Sumpf seiner Lebensgeschichte«). Allerdings kann sicher auch nicht jeder nachvollziehen, dass menschliche Liebe nur gelingen kann, wenn man sie als Vermittlung der göttlichen Liebe versteht. Hier erhebt Grün seinen Glauben zum absoluten Maßstab, wobei er letztlich nicht sagt, was diese Gottesliebe ist. Ab und zu stören Vereinfachungen: Eros drückt sich nicht nur im sexuellen Akt aus, der fehlende Wein bei der Hochzeit von Kana ist nicht fehlende Liebe, und die blutflüssige Frau ist wohl kaum eine Person, die sich durch übermäßiges Geben verausgabt hat.