Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 9/2022
Der Inhalt:

Wer war Ernst Ludwig Kirchners »Milli«?

vom 13.05.2022
Die Wissenschaftlerin und Künstlerin Natasha A. Kelly hat versucht, es herauszufinden und sich mit der Darstellung Schwarzer Frauen in der Kunst der »Brücke« auseinandergesetzt.
Ansichtssache: Ernst Ludwig Kirchners »Schlafende Milli (1911) (Foto: Natasha A. Kelly, Videostill aus Millis Erwachen 2018)
Ansichtssache: Ernst Ludwig Kirchners »Schlafende Milli (1911) (Foto: Natasha A. Kelly, Videostill aus Millis Erwachen 2018)

Ausstellung/Intervention. 1911 malte Ernst Ludwig Kirchner die »Schlafende Milli«, ein Aktbild einer liegenden Schwarzen Frau. Obwohl sich Kunsthistoriker intensiv mit dem Bild auseinandergesetzt haben, wurde nie geforscht, wer Milli eigentlich war, beklagt Natasha A. Kelly. Die Wissenschaftlerin, Künstlerin und Aktivistin hat versucht, es herauszufinden. Die Recherchen waren schwierig und es bleibt offen, ob Milli Zirkusartistin, Jazztänzerin, Haushälterin oder Sexarbeiterin war – und ob sie tatsächlich Milli hieß und woher sie stammt.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 09/2022 vom 13.05.2022, Seite 54
Zeitenwende, Zerfall und die Suche nach Sinn
Zeitenwende, Zerfall und die Suche nach Sinn
Harald Welzer und Andreas Holzem über die Krise der Gegenwart
4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper

Die Früchte dieser Auseinandersetzung sind bis Juli 2023 in der Kunsthalle Bremen zu sehen. Dort, wo Kirchners »Schlafende Milli« ausgestellt ist, hat Natasha A. Kelly als Intervention einen kleinen Raum gestaltet, ganz in der Nähe des Original-Bildes. An den Wänden hängen Bilder und Skizzen von Milli und anderen Schwarzen Modellen. Außerdem Zitate aus einem Brief Kirchners, in dem er über eine Hausangestellte namens Milli schreibt.

Dabei geht es auch um die Rolle von Ernst Ludwig Kirchner. Wie hat er Milli gesehen, wie hat er sie dargestellt? Dass die Brücke-Künstler oft Schwarze Menschen malten, war damals noch ungewöhnlich. Kelly glaubt, das könne mit dem Außenseiterstatus der Künstlergruppe zusammenhängen: »Für sie waren andere unterrepräsentierte Gruppen von großem Interesse.« Kelly analysiert Klischees, in denen Schwarze Frauen als erotisch-exotische Objekte dargestellt werden. Sie erzählt aber zugleich von »Millis Erwachen«, wie ein von Milli inspirierter Film von ihr heißt, der den Blick auf Schwarze deutsche Künstlerinnen richtet.

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.