Ein Buch fürs Leben …
                                
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Die Welt der Bücher ist meine Welt. Seit ich lesen kann, so mit fünf, sechs Jahren. Die ganze Kinder- und Jugendabteilung der heimatlichen Pfarrbücherei habe ich ausgelesen. Unvergessen ist Nicki, ein Zwerg, der in einem Pilz wohnte. Leider habe ich es nie wieder gefunden, obwohl ich es überall suchte. Es soll ein Buch aus DDR-Produktion gewesen sein, das in Westdeutschland gelandet war. Unvergessen Karl May. Über achtzig Bände damals. Alle gelesen. Danach ging es in die Stadtbibliothek. Als ich dort die Jugendbücher ausgelesen hatte, begann ich, Bücher selbst zu kaufen. Vom Taschengeld und von meinem ersten Gehalt, das ich mit Jobs in einem Krankenhaus verdiente. Und ich jobbte sogar im Buchladen, in den ich mein Geld trug, um mir Bücher zu kaufen. Mit 16 Jahren dann Sigmund Freud, Alfred Adler, Carl Gustav Jung, Martin Buber, Romano Guardini, Hans Küng, Karl Jaspers … Manches vielleicht ein bisschen zu früh; aber ich habe später nochmals nachgelesen. Schon bei meinen ersten noch kleinen Umzügen ab 1972 war die kleine Bibliothek auf sieben Buchkartons angeschwollen. Beim letzten Umzug waren es 175 Bücherkisten. Bei 35 000 Büchern ist jetzt Schluss. Kommt ein neues, muss eins gehen. Das tut bisweilen weh, denn an den Büchern hängt auch ein Stück meiner Seele, hängen Erinnerungen und Reflexionen. Leseratte und Bücherwurm nannte man mich. Soll das ein Kompliment sein? Lieber Leselöwe. Und Bücher haben bis heute für mich nichts an ihrem Reiz verloren. Die Autoren sind – auch wenn einige von ihnen schon lange tot sind wie Platon, Abelard, Albert Camus, Rainer Maria Rilke und Heinrich Böll – meine Geistesfreunde, Gefährten für Inspiration geworden, mit denen ich einen inneren Dialog pflege. Das ist ein Teil meiner persönlichen »Bücher-Geschichte«. Doch »Die Geschichte des Buches« (Gerstenberg, 288 Seiten) ist ungleich umfangreicher und reichhaltiger, als mein kleiner Ausschnitt es zeigen kann. Und selbst diese ist »in hundert Büchern« über »3000 Jahre Wissbegier der Menschheit« selbst nur ein Streifzug. Das editorisch gut überlegte, gestalterisch mit zahlreichen farbigen Abbildungen und einem hundert Bücher aufschließenden Kommentar ist eine bibliophile Delikatesse der eigenen Art, die zu durchstöbern und zu betrachten sich lohnt. Für bibliophile Menschen wie mich ist es wunderschön. Geht doch das Zeitalter der gedruckten Bücher zu Ende. Es wird weiterhin gedruckte Bücher geben, aber nicht mehr über 80 000 neue pro Jahr. Die Mehrheit der Bevölkerung wird sie nicht vermissen, und etliche Bücher waren ohnehin fehl am Platz. Ich glaube, der Buchdruck wird nicht verschwinden. Ob allerdings Menschen noch so sehr mit Büchern leben und aus ihnen fürs Leben lernen können, das ist eine offene Frage. Für die künftigen Generationen sind Bücher vermutlich etwas ganz anderes als für meine Generation, es sind digitale Texte, die keine leibliche Gestalt mehr haben und die Räume nicht mehr füllen, vielleicht auch nicht mehr erfüllen können.
Norbert Copray
ist
geschäftsführender
Direktor der
Fairness-Stiftung.
Er leitet seit 1977
das Rezensionswesen
von Publik-Forum.




