Meine Begegnung mit Dom Helder Camara
Liebe Gestalter von Publik-Forum,
gern möchte ich mich an der Geburtstagsfeier zum 50. beteiligen. Ich lese Publik-Forum seit der Nummer 1/72. In den ersten gut acht Jahren war ich Herausgeber und Schriftleiter für den Bereich Theologie und Kirche.
Die ersten Jahre habe ich als sehr aufregende Zeit in Erinnerung. Dass dieser Neustart nach dem Ende von Publik gelingen könnte, haben damals alle Fachleute in Frage gestellt. Dass es gelang, hat meines Erachtens vor allem seinen Grund in der schier unerschütterlichen Treue einer großen Gruppe in der Leserschaft. Auch das öffentliche Schutzschild, das Personen mit großem Namen über die kleine Pflanze gehalten haben, hat geholfen. Damals versammelten sich im Beirat von Publik-Forum unter den Theologen nicht nur Karl Rahner und Hans Küng, sondern auch Karl Lehmann und Walter Kasper.
An ein Ereignis oder eine Person darf ich vielleicht noch erinnern, die mich persönlich bis heute sehr bewegt. Im Herbst 1973 stieß die Verleihung des Friedensnobelpreises an den amerikanischen und den vietnamesischen Außenminister auf großen öffentlichen Protest, denn der Friedensschluss von Vietnam galt vielen als fauler Kompromiss, der nur den USA gesichtswahrenden Rückzug erlauben sollte, nicht aber als langfristig friedensstiftende Tat. Darum bildete sich in Oslo eine Initiative, die einen alternativen Friedenspreis stiften wollte.
Publik-Forum EDITION
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Diese Idee haben wir bei Publik-Forum aufgenommen und zusammen mit katholischer und evangelischer Jugend in Deutschland, den Studentengemeinden und den Jugendorganisationen aller damals im Bundestag vertretenen Parteien auf Straßen und Plätzen Geld gesammelt, das Helder Camara für seine Arbeit in Recife, Brasilien, erhalten sollte, alternativ als Preis für seine Friedensarbeit. Knapp 400000 DM kamen zusammen, und wir konnten dieses Geld dem Erzbischof von Recife im Februar 1974 in Frankfurt überreichen.
Drei Jahre später bin ich zum ersten Mal in Recife gewesen und habe einen Bericht geschrieben über Dom Helders Arbeit und die Verwendung des Geldes. Publik-Forum hat anschließend den Camara-Fonds gegründet, der ihn noch weiter unterstützt hat. Mein persönlicher Kontakt zu Dom Helder blieb lange bestehen.
Seit bald 50 Jahren lese ich Publik-Forum. Die Zeitung ist anders geworden als in der Anfangszeit, breiter in der Auswahl der Themen, vertiefter in der Berichterstattung , ansprechender in der Gestaltung. Sie hat einen bescheidenen, aber festen Platz in der deutschen Medienlandschaft. Für mich wurde Publik-Forum sehr klug und professionell weiterentwickelt.
Meine besten Wünsche gelten der Zeitung, der Leserinitiative und allen, die sich dafür engagieren.