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Pech und Glück zusammen

vom 15.11.2020
von Eberhard Sievers

»Wenn man in dieser verrückten Corona-Zeit schon nicht reisen soll, so kann man doch pilgern«, sagte die erfahrene Christiane ihrem Eberhard, »lass uns den Sigwardsweg von Minden nach Idensen gehen.«-»Pilgern?«, fragte Eberhard etwas zögernd, »und alles, was man braucht, im Rucksack mitschleppen?« – »Ja, dieser Pilgerweg geht mitten in Deutschland über Berg und Tal, durch Dörfer und Städte. Dabei muss man zwar gelegentlich auf böse Überraschungen gefasst sein, manchmal strahlt einem aber auch unerwartet das Glück.«

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Genau das erlebten die beiden als Pilger. An einem frühen Nachmittag erreichten sie das Dorf Apelern, in dessen Kirche sie in einer Pause eine Reihe alter sehenswerter Kunstschätze aufsuchen wollten. Aber die Kirchentür war zu, und daneben informierte ein Zettel, dass man in einem Restaurant einen Kirchenschlüssel holen könnte. Christiane legte ihren Rucksack auf einer Bank an der Kirchhofsmauer ab. »Ich gehe den Schlüssel holen, bleib du derweil hier. Hoffentlich ist das Restaurant geöffnet.«

Es stellte sich jedoch heraus, dass das genannte Restaurant weit draußen am Waldrand lag. Der Besitzer war Gott sei dank da, und Christiane bat ihn um den Schlüssel zur Kirchentür. »Ja, den habe ich«, erwiderte er, »zeigen Sie mir Ihren Ausweis?« – »Meinen Ausweis?«, fragte Christiane erschrocken zurück, »ich habe keinen Ausweis mit. Wir sind Pilger und wollten gern die Kunstschätze in der Kirche sehen.« – »Ohne Ausweis darf ich Ihnen den Schlüssel nicht geben«, blieb der Besitzer hartnäckig.

Nach langer Zeit auf dem mühseligen weiten Weg kam Christiane enttäuscht zu ihrem Eberhard zurück. »Und zu den letzten sechs Kilometern bis Bad Nenndorf habe ich nun überhaupt keine Lust mehr«, sagte sie müde und schulterte ihren Rucksack,»komm, wir schauen mal, ob es da nicht einen Bus gibt.« Tatsächlich war gleich neben der Kirche eine Bushaltestelle. Als Eberhard den Fahrplan für einen Bus nach Bad Nenndorf studierte, rief Christiane plötzlich: »Dreh dich mal um!« Eberhard folgte ihrem Rat – da kam gerade der Bus an und hielt an der Haltestelle.

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Die beiden tief enttäuschten Pilger brauchten nur einzusteigen, um nun das Glück unerwartet und mit vollem Herzen zu genießen.

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Alle Beiträge des Erzählprojektes »Die Liebe in Zeiten von Corona«

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