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Film: A Letter to David
Ein Brief an David, Geisel in Gaza

vom 29.09.2025
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Zwillinge: David und Eitan Cunio, hier als Schauspieler im Film Youth (2013) von Tom Shoval. (Foto: wikipedia.org / Tom Shoval)
Zwillinge: David und Eitan Cunio, hier als Schauspieler im Film Youth (2013) von Tom Shoval. (Foto: wikipedia.org / Tom Shoval)

Kino. Im Jahr 2013 wurde der Film »Youth«, das Filmdebüt des israelischen Regisseurs Tom Shoval, auf der Berlinale preisgekrönt. Zehn Jahre später erfuhr Shoval, dass einer der beiden Hauptdarsteller, David Cunio, am 7. Oktober 2023 beim Terroranschlag der Hamas auf Israel als Geisel nach Gaza verschleppt worden war. Den jetzt erschienenen Film »A Letter to David« hat er David und seinem Zwillingsbruder Eitan gewidmet. Shoval hatte die Zwillingsbrüder bei einem Laiencasting für die Hauptrollen in dem deutsch-israelischen Film »Youth« entdeckt. Eitan überlebte den Angriff mit seiner Familie in einem Schutzraum in seinem brennenden Haus im Kibbuz Nir Oz. David wurde zusammen mit seiner Frau, den damals drei Jahre alten Zwillingstöchtern und seinem jüngsten Bruder Ariel als Geisel genommen. Bei Austauschen kamen seine Frau und die Kinder frei.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 19/2025 vom 03.10.2025, Seite 54
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Tom Shoval erzählt die Geschichte der symbiotisch verbundenen Brüder David und Eitan. Damit gelingt es dem Filmemacher, das Grauen, das Angehörige und Geiseln durchleben, spürbar zu machen. Die politische Analyse spart er in diesem Film ebenso aus wie voyeuristische Bilder des Überfalls. Seine geradezu unerträgliche Spannung bekommt dieser Film-Essay durch die Montage verschiedener Filmformate: Es entsteht ein Puzzle, in dem sich Erinnerungen, Fiktion und Realität, Vergangenheit und mörderische Gegenwart auf unheimliche Art spiegeln. Etwa in alten Casting-Aufnahmen, in denen die Brüder herumflachsen, im alten Filmmaterial des Laienensembles, das grausame Szenen probt und dabei unbehaglich kichert. Denn »Youth« handelt von zwei Brüdern, die eine junge Frau als Geisel nehmen, um Lösegeld zu erpressen. Homevideos der Brüder über ihren Alltag im Kibbuz kontrastiert der Filmemacher mit den heutigen Ruinen. Zum Gestern gehören Kindergarten, Orangenhain, die Silhouette von Gaza und eine gute Freundin: Shiri Bibas. Sie wurde mit ihren beiden kleinen Söhnen beim Hamas-Überfall entführt; alle drei wurden später ermordet. Von den 400 Einwohnern des Kibbuz wurde ein Viertel verschleppt oder ermordet. David und sein jüngerer Bruder Ariel zählen zu den 53 Geiseln, die bis heute in der Gewalt der Hamas sind.

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