Schlechte Führung macht krank
Publik-Forum: Herr Copray, Sie sind Direktor der Fairness-Stiftung und befassen sich mit der Führungspraxis in Unternehmen. Kann die Kommunikation im Arbeits leben helfen, Burnout zu vermeiden?
Norbert Copray: Ja. Burnout tritt oft da ein, wo etwas aussichtslos erscheint. Wenn ich als Mitarbeiter aber Veränderungsmöglichkeiten habe, wenn mein Vorgesetzter ein echtes Gegenüber ist, wenn der auch Spielräume hat, Dinge zu beeinflussen, kann ich der Erschöpfung entgegenwirken. Wo ich Missstände ansprechen und beseitigen darf, kann ich dem Burnout aktiv vorbeugen. Wo aber gar nicht miteinander kommuniziert wird, ist der erste Grundstein für ein Burnout gelegt.
Welche Fehler beobachten Sie denn in Unternehmen?
Copray: Zum Beispiel, dass man nicht offen ist für Kritik. In manchen Firmen gilt es als Majestätsbeleidigung, ein Verhalten des Chefs zu kritisieren. Wenn der dann auch noch zornig oder entrüstet reagiert, ist das sehr schwierig! Wo sich Mitarbeiter und Vorgesetzte aggressiv angehen, wo es unfaire Attacken gibt, offenes oder verdecktes Mobbing, schlägt sich das im Organismus jedes einzelnen Mitarbeiters nieder. Die eher dickhäutigen halten das relativ lange durch, die dünnhäutigen fallen recht bald um.
Ein schlechter Führungsstil kann also krank machen?
Copray: Ich würde nicht von Führungsstil sprechen, sondern von Führungsverhalten! Der Stil kann ganz unterschiedlich sein – direkter oder demokratischer –, das ist gar nicht entscheidend. Wir wissen inzwischen aus Untersuchungen, dass auch ein eher autoritärer Führungsstil durchaus fair und sogar entlastend sein kann für Mitarbeiter. Es geht um das konkrete Verhalten, das bestimmten Kriterien genügen muss.
Zum Beispiel?
Copray: Ob die Mitarbeiter fair behandelt werden, zum Beispiel. Ob die Führung eher belastend ist oder aber entlastend und auch erleichternd. Führung ist ja auch dafür da, mir als Mitarbeiter Unterstützung zu geben, damit ich meine Arbeit gut machen kann.
Nun kann ich einen Chef schlecht umerziehen …
Copray: Nein, natürlich nicht. Das ist auch eine Frage der Persönlichkeit, ob ei

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