Leserbrief
Mächtiger Gegenwind
Zu: »Manifest mit Denkfehlern« (12/2025, Seite 10)
Das Manifest ist den Streit wert. Es ist eine Befreiung aus dem Korsett der Kriegstüchtigkeit, der verkündeten Alternativlosigkeiten, der horrenden Aufrüstung und Kriegstreiberei. Der Gegenwind ist erwartungsgemäß mächtig und die Argumente nicht immer niveauvoll. Es lohnt sich, das Manifest ganz zu lesen und sich dann eine eigene Meinung zu bilden. Wieder einmal vermisse ich die Stimmen der Kirchen. Es geht ja doch um Entscheidendes in diesen Tagen und Wochen. »Ein Volk ohne Vision verwildert«, heißt es im Buch der Sprüche. Wehe uns, wenn wir keine Vision von Frieden mehr haben, von der Klugheit von Diplomatie, von intelligenten Verhandlungen, von Abrüstung, Entspannung, Entfeindung, Interessenausgleich. Dem Weltbild, wonach der Böse immer der andere ist, in diesem Falle Präsident Putin oder ganz Russland, setzt unsere Tradition die Frage entgegen: »Was siehst du den Splitter im Auge deiner Geschwister und nimmst den Balken im eigenen Auge nicht wahr?« Und dann haben wir nicht nur blinde Flecken, dann sind wir blind. Das Manifest könnte ein Meilenstein sein. Nun darf gestritten werden. Zum Glück. Monika Matthias, Berlin
Verwundert lese ich von SPD-Dissidenten. Wird dieser Begriff nicht für politische Gegner in autoritären und diktatorischen Regimen verwendet? Friedrich Brachmann, Dresden
Na, wenigstens attestiert Matthias Drobinski den Manifestschreibern noch das Verdienst, dass wieder »gestritten werden« kann. Für mich war es eher ein Wunder, dass es eine größere Gruppe von SPD-Mitgliedern gibt, die einsehen, dass mit Aufrüstung kein Frieden gemacht werden kann. Gerhard Loettel, Bad Kreuznach
Dem Manifest liegt kein Denkfehler zugrunde, sondern die Erkenntnis, dass wir auf dem Holzweg sind: Ein neuer Rüstungswettlauf ist nicht geeignet, Sicherheit für Deutschland oder Europa zu bringen. Wir müssen Sicherheit neu denken! »Dissidenten«? Konfessionslose? Realisten! Andreas Zeddel, publik-forum.de
