Leserbrief
Altes und neues Credo
Zu: »Der begrenzte Gott« (12/2025, Seite 32-35)
Paul Kreiner stellt die Frage nach einem »modernen« Credo, die er – für mich überraschend – klar verneint. Fehlt wirklich das übergreifende Denkgebäude, das dafür nötig wäre? Es stellt sich die Frage, ob angesichts der umwälzenden Erkenntnisse in den Naturwissenschaften seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts nicht auch eine neue Interpretation unserer Vorstellungen von Gott erforderlich ist. Letztlich geht es um ein Denken über Gott, weg von anthropomorph geprägten Engführungen, hin zu umfassend weiten Zusammenhängen, die mit den modernen Naturwissenschaften in Einklang gebracht werden können. Meiner Überzeugung nach ist das auch die Botschaft Jesu, mit der uns Gottes lebendiges Wort übermittelt wird. Johannes Warmbrunn, Esslingen
Machen wir uns doch mutig und gemeinsam in einem fruchtbaren Dialogprozess an ein christliches Glaubensbekenntnis, das heute verstanden und aus Überzeugung gesprochen werden kann. Otmar Wetzel, Tuttlingen
Dem Artikel von Paul Kreiner zum Nizänum vor 1700 Jahren ist in großen Teilen zuzustimmen. Nicht ganz richtig ist allerdings die Aussage, dass sich die Araber »in keiner Weise« für die christlichen Bekenntnisse interessiert hätten. Gewiss, die subtilen Streitigkeiten und christologischen Nuancen der verschiedenen christlichen Gruppen konnten sie nicht nachvollziehen. Aber die Inschriften im Jerusalemer Felsendom beweisen, dass die Araber im Wesentlichen einer nestorianischen Auffassung von Christus anhingen – Jesus wurde nicht als Gott oder Gottessohn angesehen, wohl aber als Messias, Gottes Gesandter, Gottes Knecht, Gottes Prophet, Gottes Wort und Gottes Geist. Denn viele urbane Araber hatten sich seit dem 4. Jahrhundert zum Christentum bekehrt, während die meisten ruralen Beduinen noch ihren animistischen Stammesreligionen anhingen. Kurt Bangert, Bad Nauheim
