Leserbrief
Gegensteuern möglich
Zu: »Ist der Universalismus am Ende?« (11/2025, Seite 12-16)
Das Interview mit Hans Joas hat mir die Augen dafür geöffnet, dass wir unsere Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Krieg zwischen Russland und der Ukraine nicht aufgeben müssen. Es ist mit vereinten Kräften immer noch möglich, in dieser bedrohlichen Phase der Weltgeschichte gegenzusteuern. Das zeigt die für mich überzeugende Analyse des erfahrenen Religionssoziologen. Peter Helmut Schmidt, Freiburg
Als 1989 die Mauer fiel, dachte der Westen, er sei der Sieger, und ist so über die Welt gezogen. Sowohl der politische Westen, aber vor allem der kapitalistische. Er nutzte die wirtschaftliche Armut des Ostens aus und zog die Länder über seinen Tisch. Natürlich merkten diese Länder irgendwann, was der Westen mit ihnen vorhatte, und stellten sich dagegen. Entweder militärisch und autoritär oder nationalistisch und antidemokratisch. Der Westen agierte immer schon aus einer vermeintlich überlegenen Stärke, nie aus moralischer Gerechtigkeit. Zuerst aus der christlichen Perspektive (Kreuzzüge), dann aus der wirtschaftlichen und technischen Überlegenheit (Kolonialismus). Moralischer Universalismus (Menschenrechte) kam nie auf die Ebene von Politik und Wirtschaft. Moralisch Handeln ist aber erlernbar. Jetzt setzt der Westen leider wieder auf militärische Stärke. Hans Th. Flory, Heidelberg
