Wir weinen, wir sterben, niemand sieht es

Reverend James Gong ist Pfarrer in Kamerun. Mit seiner Familie lebt er im Westen des Landes, in dem Ort Ndop. Am Mittwoch, 14. November, ist er mit Publik-Forum zu einem Telefonat verabredet, um über die Situation in seiner Heimat zu berichten, die sich immer mehr zuspitzt. Eine Telefonverbindung kann nicht aufgebaut werden, und so sende ich Fragen per WhatsApp und James Gong, der eigentlich anders heißt, beantwortet sie in Echtzeit schriftlich und per Sprachnachricht. »Wir sind unter Beschuss« ist das Erste, was er sagt. »Jetzt gerade.«
Publik-Forum.de: Herr Gong, wo sind Sie gerade?
James Gong: Ich bin in meinem Haus, das kann ich schon seit Tagen nicht mehr verlassen. Ich liege hier auf dem Boden während wir sprechen, denn draußen fallen Schüsse. Es gibt genug Menschen, die sogar in ihrem Haus getötet wurden von Gewehrkugeln. Deshalb liege ich.
Am anderen Ende der Leitung hört man ein Huhn gackern, dann metallene Geräusche. Sind es Schüsse?
Gong: Hören Sie das? Hören Sie das?
Es ist die kamerunische Armee, vor der James Gong und die anderen Menschen seines Dorfes zittern. Der anglophone Teil der Bevölkerung im Westen, zu dem auch Reverend Gong gehört, strebt nach mehr Unabhängigkeit. Er wurde von der frankophonen Bevölkerungsmehrheit und Regierung jahrzehntelang unterdrückt. Friedliche Proteste wurden in der Vergangenheit von Regierungstruppen niedergeschlagen. Daraufhin formierte sich eine Miliz, die sich »Amba Fighters« nennt und für die Unabhängigkeit

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