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Freundschaft aus dem Nichts

vom 20.04.2020
von Heinrich Vogl

Wie unsere Mail-Adresse von der Mur zur Weser gelangt war, stellt zweifelsfrei ein Geheimnis dar, und wir können diesen Vorgang nicht unbedingt nachvollziehen.

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Jedenfalls meldete sich vor etlichen Tagen per Internet eine Karin von über siebzig Jahren aus dem Norden bei meiner Gattin zu Wort ... und es blieb nicht nur dabei! Mittlerweile sind es viele ausgetauschte Botschaften geworden.

Der momentane Ausnahmezustand erlaubt es, sich untereinander Dinge anzuvertrauen, was in normalen Zeiten unter fremden Leuten wohl unterblieben wäre. Es stellt sich heraus, dass beide Seiten großes Interesse daran haben, über das Leben des anderen zu erfahren, was sich so im Laufe der Zeit privat und beruflich in Österreich und Deutschland zugetragen hat.

Von großem Interesse für uns ist, insbesondere Wissenswertes über das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis vor und nach der Wiedervereinigung anno 1989 zu erfahren, aus der Sicht und dem Mund von Karin, einer im Westen Deutschlands aufgewachsenen Person mit Zweitwohnsitz auf Rügen und guten beruflichen Verbindungen zum Osten.

Hier zeigt sich recht deutlich, dass wir Österreicher mit dem Staatsvertrag anno 1955 zufriedener sein müssten, da er uns 34 Jahre früher beschieden war als unseren Nachbarn die Wiedervereinigung erst anno 1989.

Denn in dieser Zeitspanne sind sich die beiden deutschen »Reichshälften« noch fremder geworden, als sie es je hätten sein können, was sich bis heute noch auswirkt. Auf der einen Seite die strebsamen Wessis mit ihrem Wirtschaftswunder, auf der anderen Seite die eher gemächlichen Ossis, die zwar schulisch besser ausgebildet wurden, durch das ihnen auferlegte Regime den Zug der Zeit aber verpasst haben.

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Das sind heute noch vorhandene Klischees, welche jedoch bezeugen, wie es unterschiedlicher nicht sein konnte, unter einem Adenauer oder einem Ulbricht groß geworden zu sein.

Abschließend darf man festhalten, dass wir es dem Corona-Virus zu verdanken haben, nicht nur eine liebenswürdige und beredte Freundin gewonnen, sondern darüber hinaus auf Grund ihres geschichtlichen Wissens viel Unbekanntes aus unserem Nachbarland erzählt bekommen zu haben. Und die Erzählungen werden nicht so schnell zu einem Ende finden können … darüber bin ich mir sicher.

Das ist doch in Zeiten des Corona-Virus eine kleine herzeigbare Liebesgeschichte mit geschichtsbezogenem Hintergrund oder nicht?

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Alle Beiträge des Erzählprojektes »Die Liebe in Zeiten von Corona«

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