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Blick zurück aus der Zukunft

vom 01.09.2020
von Peter Niedergesäss, Bad Waldsee

5. Juli 2045, ich blicke zurück auf mein Leben und die großen Veränderungen, die es in der Gesellschaft gab.

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Ich bin heute 90 Jahre alt und ein Nachkriegskind. Zeiten von struktureller und konjunktureller Arbeitslosigkeit, die Fukushima-Katastrophe und andere einschneidende Ereignisse brachten tiefgreifende Veränderungen in meinem Leben mit sich.

Den größten Wandel in der Gesellschaft brachte die Corona-Pandemie 2020 mit sich. Der wochenlange Shutdown schaffte eine neue Normalität. Es funktioniere einfach nicht mehr, an den sogenannten Normalzustand vor der Corona-Krise anzuknüpfen; weil die Menschen aufgewacht sind. Sie haben entdeckt, was zu einem guten Leben gehört.

Deshalb wurde normal, was sich zuvor keiner erträumt hätte:

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– dass die Menschen regional und saisonal bei ihren Geschäften um die Ecke einkauften und nicht bei Online-Händlern. Sie stärkten so die lokale Wirtschaft und vor allem die Bauern im Land.
– dass Kredite und Zuschüsse der Regierung dem ökosozialen Umbau der Wirtschaft dienten und dadurch viele neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.
– dass der globale Welthandel fair und nachhaltig gestaltet wurde. Die neue Globalisierung dient heute der weltweiten Verständigung internationaler Finanzpolitik und globaler Solidarität mit dem Süden und nicht der Profitmaximierung.
– dass die Gesundheit keine Ware mehr war und schon gar nicht die Pflege älterer Menschen. Der medizinische Sachverstand geht wieder vor dem monetären Druck. Pflegekräfte werden fair entlohnt und haben wieder mehr Zeit für die Patienten. Durch die besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege, wollen wieder mehr Menschen in einem Pflegeberuf arbeiten. Nun kann ich mir beruhigt mit meinen 90 Jahren einen Platz im Betreuten Wohnen suchen.
– dass wir demütig vor der Natur und den Menschenleben wurden. Aus dieser Haltung heraus entstand eine neue weltweite Solidarität.
– dass wir Videokonferenzen und Telefonmeetings durchführten und dadurch viele Dienstreisen eingespart wurden, so konnten wir alle einen Beitrag zum Schutz der Natur und einer sauberen Luft leisten.
– dass der arbeitsfreie Sonntag eine neue Bedeutung erlangte. Er wurde ein kollektiver Ruhetag der Gesellschaft, als Erinnerung an 2020. Die Menschen erkannten, dass die Entschleunigung durch den Shutdown allen Menschen und der Natur gutgetan hat.
– dass alle paar Sonntagabende gemeinsam von den Terrassen und Balkonen musiziert wurde. Die Sehnsucht nach persönlichen Begegnungen aus der Corona-Zeit ist geblieben. Man trifft sich in der Nachbarschaft auf ein Gläschen und zu einem netten Schwätzchen. Der Kontakt zwischen Alt und Jung, zwischen Fremden und Einheimischen, Armen und Reichen wurde normal.

Ach ja, wenn ich so mit 90 Jahren zurückblicke, brachte die Corona-Pandemie auch viel Positives mit sich. In all den Jahren habe ich gespürt, Gott ist da, ist in unserer Welt und das Engagement in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung(KAB) hat sich gelohnt.

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Alle Beiträge des Erzählprojektes »Die Liebe in Zeiten von Corona«

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