Skandalöses aus der Feder des Schattenmanns

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Carlos G. Valles
Nachgedanken über Anthony de Mello
Santiago Verlag.118 Seiten. 12,50 EUR
Zehn Jahre nach dem Tod Anthony de Mellos, im selben Jahr, in dem die Glaubenskongregation dessen Schriften auf den Index glaubensgefährdender Bücher stellt, erweitert Carlos G. Valles de Mellos erstes spirituelles Testament durch das Nachdenken über etwaige Schattenseiten seines früheren spirituellen Meisters. Immer wieder beteuert Valles, dass er nicht schlecht über seinen einstigen Freund und Gefährten schreiben möchte, doch um ein vollständiges Bild von de Mello zu malen, müsse auch Kritik erlaubt sein, wenngleich mit ziemlicher Verspätung. Wem noch nicht aufgefallen ist, dass de Mello aus den Weisheitstraditionen aus Ost und West ohne Quellenangabe schöpft, erfährt es nun. Auch dass er eine Perücke trug. Allüren eines Guru werden erzählt, der bei all seinen spirituellen Einsichten doch immer noch ein Mensch mit Schwächen blieb. Valles schneidet das Thema ausreichender spiritueller Begleitung an. Liebte de Mello es, provozierend die Glaubenskrücken seiner SchülerInnen umzustoßen, so verzichtete er darauf, ihnen neue für ihre weitere spirituelle Pilgerschaft zu geben und entließ sie mit dem Mysterium der Leere. Für manchen seiner christlichen Gefolgsleute mag die Ichlosigkeit, die er dem Buddhismus entnahm, mehr Schock als Therapie gewesen sein. Eine inhaltlich differenzierte Auseinandersetzung mit de Mellos mystischen Aussagen findet leider auch in diesen späteren Gedanken kaum statt. Deutlich wird hingegen wie sehr Carlos G. Valles darunter leidet, im Schatten seines berühmten Meisters zu stehen, und wie er sich durch das Aufschreiben von mehr oder weniger skandalösen Erzählungen von seinem Guru emanzipieren möchte.
