Gefangen im Paradies

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Die Insel Bastøy im Oslo-Fjord liegt wie eine grüne Oase in der glitzernden See. Ein Kirchturm ist zu erkennen, Wiesen, Wälder und helle Sandstrände. Immer wieder bleiben Menschen an der Uferpromenade des norwegischen Städtchens Horten stehen, legen die Hand vor Augen und blicken hinüber zu diesem paradiesischen Ort in der Ferne. Sie wissen, dass sie niemals einen Fuß auf dieses 2,6 Quadratkilometer große Eiland setzen werden. Denn das Paradies ist ein Gefängnis, bevölkert von Drogendealern, Pädophilen, Vergewaltigern und Mördern.
Erik Halvorsen (Name geändert) lebt seit fünf Monaten auf Bastøy, in einer malerischen Siedlung mit gelben und roten Holzhäusern, einer Kirche, Ställen und einem Supermarkt. Mauern, Zellen und Zäune gibt es nicht. Die Sonne wärmt, es riecht
»Humanökologisches Gefängnis«Das Gefängnis auf der Insel Bastøy ist eine vom norwegischen Staat betriebene Haftanstalt. Von 1900 bis 1970 war hier ein Heim für schwer erziehbare Jungen. Von 1971 bis 1983 war es eine Entzugsanstalt für Alkoholiker. 1988 eröffnete das Gefängnis, seit 1997 gibt es einen offenen Vollzug. Seit drei Jahren gilt Bastøy als erstes »humanökologisches« Gefängnis der Welt, bei dem der humanistische Strafgedanke kombiniert ist mit ökologischer Landwirtschaft. Bastøy ist das einzige Gefängnis dieser Art in Norwegen – einem Land mit sehr niedriger Kriminalitätsrate. Von den 4,6 Millionen Norwegern sitzen nur etwa 3200 im Gefängnis. Das Gefängnis ist Ausdruck des Willens des norwegischen Staates, beim Strafvollzug neue Wege zu gehen und andere Ansätze auszuprobieren. Allerdings hat solch eine Experimentierfreudigkeit auch profane Gründe: Für die Allgemeinheit ist Bastøy billiger als ein herkömmliches Gefängnis, da viel weniger Wachpersonal beschäftigt ist.
