Türkei: Der Staat ist Erdogan

Vom Ergebnis des türkischen Wahltags am Sonntag sind viele überrascht worden, aber nicht alle. »Egal, ob sie ihn mögen oder nicht – die Leute setzen auf Erdogan«, sagt ein Gebrauchtwagenhändler in Istanbul. Er selbst gehört ebenfalls nicht zu den glühenden Anhängern des Staatschefs, doch er kann sich eine Türkei ohne den 64-jährigen Präsidenten schlichtweg nicht vorstellen. Dieses Grundgefühl vieler türkischer Wähler hat dazu geführt, dass Erdogan die Präsidentenwahl mit 52 Prozent der Stimmen gewonnen hat – das sind zehn Prozentpunkte mehr, als seine Partei AKP erhielt. Die Beliebtheit der AKP sinke, die von Erdogan aber nicht, schrieb auch der Kolumnist Ahmet Hakan in der »Hürriyet«: In der Türkei verschmelzen der Staat und die Person Erdogans immer mehr.
Das Wahlergebnis passt zu einer internationalen Entwicklung von Donald Trump bis Wladimir Putin, in der die Figur des »starken Mannes« wichtiger ist als Institutionen und Regeln. Es ist kein Zufall, dass Autokraten aus Aserbaidschan und Ungarn, Ilham Alijew und Viktor Orban, am Sonntagabend zu den ersten Gratulanten Erdogans gehörten.
Islamisch-konservative Anhänger sehen Erdogan als Befreier
In der Türkei hat die Verehrung für den »starken Mann« an der Staatsspitze eine lange Tradition; auch Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk war einer von ihnen. Erdogan wird heute von seinen Anhängern mit ganz ähnlichen Attributen beschrieben wie Atatürk, der »Vater der Türken«, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Erdogan sei wie ein strenger Vater, sagt ein Istanbuler Teehausbesucher – und er meint das durchaus positiv.
Der fromme Muslim Erdogan, der die ersten Jahre seiner Regierungszeit mit dem K

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