Straßburger Klagen
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Zugang:
Weiterlesen mit Ihrem Digital-Upgrade:
- Ergänzend zu Ihrem Print-Abonnement
- Mehr als 34.000 Artikel auf publik-forum.de frei lesen und vorlesen lassen
- Die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper erhalten
- 4 Wochen kostenlos testen
Jetzt direkt weiterlesen:
- diesen und alle über 34.000 Artikel auf publik-forum.de
- die aktuellen Ausgaben von Publik-Forum als App und E-Paper
- 4 Wochen für nur 1,00 €
Die Osterweiterung der Europäischen Union beschäftigt, wie könnte es auch anders sein, die führenden Politiker im Europäischen Parlament und im gleichfalls in Straßburg residierenden Europarat - diesen in besonderer Weise. Während im Straßburger Parlament, dem noch immer zu schwachen Organ der EU, die Frage der Machtverteilung und Demokratie sowie vor allem die Wirtschaftsfragen im Mittelpunkt stehen, befasst sich der Europarat, dem alle östlichen Staaten Europas einschließlich Russlands angehören, mit der Anwendung der Menschenrechte bis hin zur Presse- und Religionsfreiheit - weniger mit Fragen der Gewerbefreiheit. Mitglieder des Europarates bedauern mit Nachdruck, dass die Kirchen Europas im Prozess der europäischen Einigung keineswegs eine ausschlaggebende Rolle spielen. Ein Ratsmitglied: »Statt vorauszugehen, hinken die Kirchen hinterher. Oder anders ausgedrückt: Sie sind Spätzünder.« Ein anderes Mitglied des Europarates: »Der konfessionelle Egoismus hindert die Kirchen daran, gemeinsam mit einer Stimme zu sprechen.« Europa sei deshalb auf einem unguten Wege und drohe »sich vollends dem praktischen Materialismus auszuliefern«. Gerade die Kirchen, so heißt es, hätten - wenn sie sich zur Gemeinsamkeit aufrafften, ausreichend Kraft und Argumente, um die spirituelle und soziale Rolle Europas im Dienste der gesamten Menschheitsfamilie zu spielen. Was aber werde aus einem Europa, in dem die Kirchen den parallel zum Materialismus wachsenden mystischen Hunger der Europäer nicht befriedigen? Geschweige denn in ihrem Wirken an diesem Bedürfnis nicht anknüpfen, sondern sich letztlich damit begnügen, Museen alter Sitten und Gebräuche, Bilder und Lieder zu sein?