Zur mobilen Webseite zurückkehren
Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 23/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Roman
Hinter israelischen Türen rumoren die Enttäuschungen

von Gesa Wicke vom 03.12.2021
Atara will ihre Familiengeschichte verstehen und sucht nach der ersten Ehefrau ihres Vaters, die einst in der Untergrundmiliz Anschläge auf britische Soldaten in Palästina verübte. Eindringlicher als je zuvor geht es in Zeruya Shalevs Roman »Schicksal« um die Geschichte Israels. Und um Enttäuschung, die bis in die intimsten Beziehungen reicht
Unser Tipp: Zeruya Shalev: »Schicksal«. Übersetzt von Anne Birkenhauer. Berlin Verlag. 416 Seiten. 24 € (Foto: istockphoto/clu)
Unser Tipp: Zeruya Shalev: »Schicksal«. Übersetzt von Anne Birkenhauer. Berlin Verlag. 416 Seiten. 24 € (Foto: istockphoto/clu)

Roman. Atara ist eine Architektin aus Haifa, fast fünfzig und in zweiter Ehe verheiratet. Sie hat sich auf die Rekonstruktion alter Gebäude spezialisiert. Nach dem Tod ihres Vaters will sie auch seine Geschichte rekonstruieren. Sie macht sich auf die Suche nach dessen erster Ehefrau, die wie ein dunkles Tabu über der Familie schwebt. Rachel heißt die Unbekannte, eine betagte Frau, die einst mit Ataras Vater in der Untergrundmiliz kämpfte und Anschläge auf britische Soldaten in Palästina verübte. Warum ist die anfangs so innige Beziehung der beiden gescheitert? Atara will die alte Frau kennenlernen. Doch als sie sich endlich begegnen, hat das fatale Folgen.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 23/2021 vom 03.12.2021, Seite 54
Diese verdammte Freiheit
Diese verdammte Freiheit
Wolfgang Thierse über ein falsches Verständnis von Autonomie in der Corona
4 Wochen freier Zugang zu allen PF+ Artikeln inklusive E-Paper

Mit »Schicksal« bleibt die israelische Bestsellerautorin Zeruya Shalev den Themen ihrer früheren Werke treu. Wie schon in »Liebesleben«, »Späte Familie« oder »Schmerz« geht es um die Beziehungen zwischen Ehepartnern, zwischen Eltern und Kindern, zwischen den Generationen. Es geht um die Frage, wie sehr wir unser Leben selbst in der Hand haben und welche Rolle Glauben und Religion dabei spielen. Und es geht – vielleicht dringlicher als je zuvor – um die Geschichte Israels. In Rückblenden durchziehen Rachels Erinnerungen an den Untergrund die Erzählung – und ihre Desillusionierung: »Nicht so hatte sie sich den Staat vorgestellt, der am Ende des Kampfes auf den Leichen ihrer Kameraden und auf den Trümmern ihrer Vision entstehen würde.« Enttäuscht ist auch Atara: über den Wandel ihrer Ehe, die Entfremdung ihrer Kinder, den Verlust ihres Partners. Mitunter wirkt das Buch ein wenig überladen angesichts der vielen Erzählstränge, Zeitsprünge, Sujets. Doch die Lektüre lohnt sich – Zeruya Shalev beweist einmal mehr, dass sie zu den wichtigsten Erzählerinnen unserer Zeit gehört.

Kommentare und Leserbriefe
Ihr Kommentar
Noch 1000 Zeichen
Wenn Sie auf "Absenden" klicken, wird Ihr Kommentar ohne weitere Bestätigung an Publik-Forum.de verschickt. Sie erhalten per E-Mail nochmals eine Bestätigung. Der Kommentar wird veröffentlicht, sobald die Redaktion ihn freigeschaltet hat. Auch hierzu erhalten Sie ein E-Mail. Siehe dazu auch Datenschutzerklärung.

Mit Absenden des Kommentars stimmen Sie der Verarbeitung Ihrer Daten zur Bearbeitung des Kommentars zu. Zum Text Ihres Kommentars wird auch Ihr Name gespeichert und veröffentlicht. Die E-Mail-Adresse wird für die Bestätigung der Bearbeitung genutzt. Dieser Einwilligung können Sie jederzeit widersprechen. Senden Sie dazu eine E-Mail an [email protected].

Jeder Artikel kann vom Tag seiner Veröffentlichung an zwei Wochen lang kommentiert werden. Publik-Forum.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus anderen Gründen inakzeptabele Beiträge nicht zu publizieren. Siehe dazu auch Netiquette.