Keine Religion ohne Schlangenbrut
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Barbara Stamer/Vera Zingsem
Schlangenfrau und
Chaosdrache
in Märchen, Mythos und Kunst.
Kreuz. 272 Seiten. 29,90 EUR
Nicht nur in der biblischen Erzählung von Eva und Adam, sondern in den Mythen und Märchen fast aller Kulturen spielen Schlangen und Drachen - zwei symbolträchtige Lebewesen, die häufig auch gleichgesetzt werden - eine wichtige Rolle. Da ist etwa die germanische Midgardschlange, die ihren eigenen Schwanz im Maul hält und so die Welt umfasst (ein ganz ähnlicher Mythos ist aus dem alten Ägypten überliefert), oder auch die indische Weltschlange Schescha, die dem Anfang der Schöpfung beiwohnt. Da sind natürlich die mächtigen chinesischen Drachen, und schließlich auch die vielen Märchen und Volkssagen, in denen Schlangen und Drachen den Menschen beistehen oder sie bedrohen. Immer sind diese Tiere dabei mit einem hohen Symbolgehalt besetzt: Sie stehen für Weisheit, Fruchtbarkeit, Heilung oder auch für Gefahr, Heimtücke und Verschlagenheit. Schlangen und Drachen werden als mysteriöse und machtvolle Wesen geschildert, die die Menschen auf ihrem Weg des Fortschritts und der Welterkenntnis begleiten. In diesem Buch sind zahlreiche solcher Erzählungen zusammengetragen. Es bietet einen reichen Fundus für alle, die sich mit diesen Symboltieren beschäftigen. Weniger informativ sind allerdings die erläuternden Zwischentexte. Vor allem im ersten Teil erschöpft sich Vera Zingsems Versuch, Gemeinsamkeiten zwischen der Schlangensymbolik in den Mythen der verschiedenen Kulturen aufzuzeigen, häufig in Allgemeinplätzen. Hier ist eine kritische Lektüre notwendig, die eigentlich schon eine Kenntnis der jeweiligen Mythenkreise voraussetzt. Es ist daher empfehlenswert, mit dem zweiten Teil von Barbara Stamer über das Schlangenmotiv in Volksmärchen zu beginnen.