Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
es hätte ein Tag der Freude werden können. Nach acht Jahren Haft ordneten die Obersten Richter Pakistans die Freilassung der zum Tode verurteilten Christin Asia Bibi an. Die Anklage könne nicht nachweisen, dass die fünffache Mutter sich abfällig über den Propheten Mohammed geäußert habe. Dabei verwiesen die Richter auf Aussagen Mohammeds zum Schutz religiöser Minderheiten. Doch dem machtvollen Zeichen der Hoffnung folgte die Enttäuschung. Radikale Islamisten organisierten Demonstrationen. Premierminister Imran Khan knickte ein, Asia Bibi bleibt in Haft. Nun müssen sogar die Obersten Richter um ihr Leben bangen. Khan folgt der zynischen Logik der Macht – und der Brutalität des Mobs auf der Straße.
Welchen Preis fordert die Macht? Vor dieser Frage steht auch der Westen nach dem Mord a