Wider das Märchen von der Verweltlichung

Dass Religion im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung nicht entschwindet, wie die klassische Säkularisierungsthese annahm, dafür liefert dieses Buch eindrucksvolle Belege. Es ist Teil einer ökumenisch angelegten Langzeitstudie über die Bedeutung der christlichen Religion im und für das Leben der Österreicher und Österreicherinnen. Rund zwei Drittel der Österreicherinnen schätzen sich zum Zeitpunkt der Befragung im Jahr 2000 als fromm ein. Die »religiöse Landschaft« und auch die katholische und evangelische Konfession zeigen sich als plurale Gebilde. Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen nicht »in Reinkultur« nebeneinander existieren, sondern dass die Menschen ihre persönliche Religiosität aus Elementen verschiedener Überzeugungsschätze und Glaubensgebäude kombinieren und komponieren. Religion ist sehr wichtig als Schutz und Trost in den Umbrüchen des Lebens, weniger wichtig für den Beruf und für das eigene Selbstbewusstsein. Die Untersuchung bietet eine Fülle an Daten und Analysen zu Lebenseinstellungen und Wertorientierungen. Dies dürfte den besonderen Wert dieses Buches für Leser und Leserinnen ausmachen, die es nicht explizit aus religionssoziologischem Interesse lesen.