Todsichere Lager
Die Regierung sind in Not – weltweit: Für die vielen Millionen Tonnen strahlenden Abfalls gibt es auf der ganzen Welt kein sicheres Endlager. Kein Gramm Atommüll ist bislang schadlos entsorgt. Nur wenn das gewährleistet wäre, dürften nach deutschem Recht Atomkraftwerke überhaupt betrieben werden. Damit ihr Betrieb dennoch irgendwie rechtlich abgesichert ist, geben Regierungen sogenannte »Entsorgungsvorsorgenachweise«.
Als »Nachweis« staatlicher Vorsorge müssen mal die einen, mal die anderen herhalten: die vom Einsturz bedrohte Asse oder die Erkundungen im Salzstock Gorleben, die Atommülltransporte ins Ausland, insbesondere Russland, oder die »geordnete Zwischenlagerung«. Das klingt richtig ordentlich und rührend besorgt. In Wirklichkeit schafft die Atomwirtschaft riesige hochgefährliche Müllhaufen und einen Berg von unlösbaren Problemen, den unsere Kinder und alle folgenden Generationen erben.
Die Asse schreckt wie ein Mahnruf auf: Schlampig, verantwortungslos und chaotisch wird hierzulande Atommüll gelagert. Das stillgelegte Salzbergwerk im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel wurde ab 1967 zum »Versuchsendlager« für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Atomindustrie und Atomforscher entsorgten dort nahezu kostenlos 126 000 Fässer, von denen heute keiner mehr genau weiß, was darin ist. Den Lieferanten wurde erlaubt, den Inhalt selbst zu deklarieren, und keiner überprüfte ihre Angaben. Die Abfallgebinde sind nicht gekennzeichnet und heute nicht mehr zugänglich. Jahrtausendelang sei die Asse sicher, beteuerte man. Tatsächlich hielt sie nur 20 Jahre.
Jeden Tag fließen 12 000 Liter Laugen ein, die nicht zu stoppen sind. Einzelne oder ganze Ketten von Gruben können jetzt einbrechen. Also muss man die strahlende Fracht wieder aus der Asse rausholen. Aber wie? Keiner weiß das. Wie man ein »Endlager« räumt – dafür gibt es keinen Plan. Da gibt es halt mal ein neues Experiment.
Morsleben in Sachsen-Anhalt liegt nur 45 Kilometer östlich der Asse. Das ist auch so ein kurzlebiges »Endlager«, vielleicht noch gefährlicher als die Asse. Wieder gibt es Zuflüsse von Laugen und die Gefahr, dass unterirdisch alles einstürzt. Bergeweise stapelten sich Ende der 1980er-Jahre die Fässer mit Atommüll an den westdeutschen Kraftwerken. Zum Glück kam die Wiedervereinigung – und mit ihr Umweltministerin Angela Merkel. Sie erlaubte, den strahlenden Müll zu

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