Die Redseligkeit eines Einwanderers
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Richard Wagner
Der deutsche Horizont
Aufbau. 400 Seiten. 19,90 EUR
Der Romanautor Richard Wagner ist 1987 in die Bundesrepublik gekommen, als Spätaussiedler aus dem Banat - also als Deutscher. Da das Banat zu Rumänien gehört, kam er auch als Einwanderer. Heute fühlt sich Wagner uneingeschränkt in Deutschland zu Hause und sagt daher offen, was ihm nicht gefällt: die vermeintliche Kompromisssucht, die er »Korporatismus« nennt, die angeblich fortdauernde kulturelle Hegemonie der 68er, die Ballermann-Spaßgesellschaft ... Manches sieht der Einwanderer vielleicht wirklich schärfer: »Mitte-rechts« und »Mitte-links« seien sich zum Verwechseln ähnlich. Die Gefahr, die von Neonazis ausgehe, werde oft überschätzt. Die Tarifparteien kungelten, zum Beispiel wenn sie einvernehmlich die Steuerfreiheit von Nacht- und Sonntagszuschlägen ausnutzten ... Neben klugen Bemerkungen stehen aber auch dumme - vor allem über die Ökologie-Bewegung: Bei den Grünen träfen sich K-Gruppen und Esoteriker; die Öko-Steuer sei ein dreistes Betrugsmanöver; Ethikräte bremsten den gentechnischen Fortschritt. Da jauchzt der Stammtisch! Auch wenn Wagner sagt, die »Rituale der kollektiven Schande« blockierten die Wirtschaft, das SED-Regime sei genauso schlimm gewesen wie die Nazidiktatur, der »parasitäre« Sektor der Gesellschaft müsse zurückgestutzt werden und die islamischen Immigranten kämen nicht als »Tellerwäscher«, sondern als »Agenten Allahs«. Geringen Sachverstand zeigt Wagner in ökonomischen Fragen. Am schlimmsten aber ist sein uferloser Redefluss. Wagner lässt kein Thema aus, auch nicht den DJ Ötzi oder die Klingeltöne der Handys. So fällt er in die Grube, die er anderen gegraben hat. Autoren wie Grass und Enzensberger wirft er inkompetente Redseligkeit vor: »Der intellektuelle Clown sagt der Gesellschaft, wo's langgeht.« Und was tut Wagner?