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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 16/2022
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Wie eine zweite Haut

von Karin Kontny vom 26.08.2022

Ausstellung. Obwohl sie erst in hohem Alter einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, gilt Louise Bourgeois (1911-2010) als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Im Berliner Gropius Bau widmet sich eine Ausstellung nun erstmals speziell ihren textilen Arbeiten. Kleider, das wusste die Künstlerin Louise Bourgeois, sind nicht nur irgendwelche Stoffe. Sie sind eng mit den Körpern derer verbunden, denen sie gehör(t)en, und halten Erinnerungen fest. In vielen ihrer Arbeiten verwendet Louise Bourgeois deshalb Textilien. Sie verwandeln sich in Rauminstallationen und Skulpturen. Und berichten als zweite Haut unter anderem vom Leben derer, die einst in ihnen wohnten. Wie ins Gewebe eingeprägte Texte.

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Die Ausstellung »The Woven Child« im Gropius Bau zeigt Zeichnungen, Collagen, Drucke, Bücher und vielgestaltige Skulpturen und präsentiert ein Thema, das die Künstlerin vor allem zum Ende ihrer Schaffenszeit sehr beschäftigte. Louise Bourgeois begann erst im Alter von 80 Jahren mit ihren textilen Arbeiten. Doch die kreative Arbeit mit Gewebe begleitetee sie schon ein Leben lang: Ihre Eltern führten in Paris eine Galerie für antike Wandteppiche sowie eine Restaurierungswerkstatt, in der die Tapisserien unter Aufsicht ihrer Mutter aufwendig repariert wurden. Die junge Louise wurde dabei in die Arbeit einbezogen. Oft fertigte sie Zeichnungen für beschädigte oder fehlende Elemente in den Wandteppichen an und war so am kreativen Prozess der Reparatur mitbeteiligt.

Das Thema »Reparieren« wird in der Ausstellung unter verschiedenen Gesichtspunkten immer wieder aufgegriffen. Unterschiedliche stoffliche Materialien verbinden sich mit Bourgeois’ Biografie, mit Aspekten der Wiedergutmachung unter anderem von Traumata in zwischenmenschlichen Beziehungen, mit Gedanken über Körper und Weiblichkeit. Die Spinne – unermüdliche Weberin, Restaurateurin und in Bourgeois’ Werk Symbol für Mütterlichkeit – krabbelt dabei als übergroßes Leitmotiv durch die Berliner Schau. Und spannt dort ihr Netz aus Erzählfäden.

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