Wenn Glaubende in Atem gehalten werden

Der katholische Neutestamentler Hermann-Josef Venetz dankt im Vorwort seinen Geschwistern dafür, dass sie sein Schreiben aus nichttheologischer Sicht kritisch begleiten und vor allem Ansprüche an die sprachliche Qualität stellen - ein Dank, dem sich die Leserin nur anschließen kann. Venetz vermittelt theologische Erkenntnisse auf außerordentlich menschenfreundliche Art, ohne jedes terminologische Auftrumpfen, in einer dichten, pointierten, luziden Sprache. Literaturhinweise sind in den Text eingearbeitet, auf Fußnoten wird verzichtet; das fördert den ungestörten Lesefluss und -genuss. Mit sanfter Überzeugungskraft führt der Autor durch die Welt des Markusevangeliums und entfaltet seine Vermutung, »dass sich kein anderes Evangelium so gut eignet, Glaubende in Bewegung zu bringen und in Atem zu halten«. Anschaulich und spannend liest sich, was er über die Entstehungsgeschichte und die Erzählabsicht des Autors zu sagen hat. Auch die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge - und natürlich die Menschen darin - werden ausgesprochen lebendig. Jede Zeile atmet Venetz? eigene Faszination durch dieses Evangelium, für das er die zentrale Metapher der Bewegung und des »Sich-auf-den-Weg-Machens« gefunden hat.