Leserbrief
Das goldene Kalb
Zu: »Gar ein neuer Kirchenlehrer?« (13/2025, Seite 38-40)
Bischof Barron, der jetzt den Josef-Pieper-Preis bekommt, hat die Inthronisation von Donald Trump als »Hochamt für die Demokratie« bezeichnet und sie mit einem Pontifikalamt verglichen, ohne auf die menschenfeindliche Hetzrede, die »Predigt« von Trump, einzugehen. Ich hatte bei der Liveübertragung eine andere Assoziation: Ich dachte an den Tanz um das Goldene Kalb (Ex 32), das diesmal »Trump« hieß. Als Tanzgehilfen, als »Messdiener«, fungierten die Milliardäre. Wer sich da dienern ließ, war ja zuvor bekannt. Denn was Trump wollte, hatte er ja vor der Wahl deutlich genug gesagt. Wenn Demokraten – aus welchem Grund auch immer – dieses Theater verließen, war das nur konsequent.
Man darf die Liturgie nicht von ihrem Inhalt trennen. Moses hat, als er den Tanz um das Goldene Kalb sah, die Gesetzestafeln zerschmettert. Den Josef-Pieper-Preis hätte die Bischöfin Mariann Budde verdient, die Trump wenigstens um Barmherzigkeit mit den Opfern, den Ausgegrenzten bat.
Ferdinand Kerstiens, Marl
