Buchbesprechungen
Wolfgang Schäuble
Protestantismus und Politik
Claudius. 52 Seiten. 7 €
Um es vorwegzunehmen: Die Reflexionen des protestantischen Christen Wolfgang Schäuble zum Reformationsjubiläum heben sich wohltuend ab von Plädoyers des Bundesfinanzministers für eine rigorose Spar- und Austeritätspolitik in Europa. Wenn er die Kirchen als Teil einer pluralistischen Bürgergesellschaft sieht und die europäische Dimension von Reformation in das Gedenken einbezieht, ist ihm nur zuzustimmen. Nicht übersehen will Schäuble auch, »dass Religion politisch ist« – wobei zu ergänzen wäre, dass sie nicht macht- und parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert werden darf. Allerdings spricht Schäuble naheliegende Fragen nach einer reformatorischen Wirtschafts- und Gesellschaftsethik nicht an. So kommt die biblisch fundierte Option für Arme und Benachteiligte bei ihm nicht vor, wie er ohnehin – obwohl Lutheraner – eher bibelfern argumentiert. Es bleibt sein Hinweis auf lange, auch gesellschaftliche Lernprozesse – Diskussionen stößt er zumindest mit an. Norbert Fabian
Peter Sloterdijk
Nach Gott
Suhrkamp. 364 Seiten. 28 €
Wer zu Peter Sloterdijks neuem Buch greift, wird möglicherweise enttäuscht. Denn hier versammelt der wortverliebte Global- und Zeitgeistphilosoph, was bereits anderswo zwischen 1997 und 2017 erschienen ist: Vorworte, Vortragstexte, Kurzessays, Buchkapitel. Eine Zweitvermarktung. Wer das Buch blind kauft und auf Neues zur Zeit und Existenz »nach Gott« hofft, fühlt sich verladen. Sloterdijk ist das Opfer seines ersten großen Erfolgs mit seinem doppelbändigen Werk »Die Kritik der zynischen Vernunft« zu den Schattenseiten und Ambivalenzen der Ersten Aufklärung. Seitdem muss nicht nur ständige Wort-, Satz- und Theorieneuerfindung für Interesse sorgen. Gleichwohl kann man durch ihn fundiert angeregt werden (vgl. »Buch des Monats« in Publik-Forum 13/2009). Auch die Dekonstruktion von Theologie und religiösem Glauben ist sein Daueranliegen mit permanentem Beurteilen, bisweilen auch Aburteilen von Religiösem. Sloterdijks Verhältnis zu Gott und Religion bleibt ambivalent wie bei einem, der glauben will, aber nicht kann. Der Siebzigjährige hofft auf Gott, der einen liebt ohne Ambivalenz und Zwang. Der wird al

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