»Dogmatik« am Hauptbahnhof
»Vater, Sohn und Heiliger Geist: Sind das drei Götter?« – »Kommen alle in den Himmel – oder nur die Guten?« Provokante Fragen stehen am Beginn eines wagemutigen Projekts: Die evangelische Citykirche St. Petri will die »steilen Begriffe der christlichen Dogmatik« jetzt mit interessierten Kirchenbesuchern selbst diskutieren. Und das mitten in Dortmund, gleich neben dem Hauptbahnhof.
»Bisher wird der Glaube in der Kirche zumeist als ein Paket von Lehrsätzen weitergegeben«, erklärt Pfarrerin Almut Begemann das Ziel der elfteiligen Diskussionsreihe, die im September beginnt. »Aber selbst regelmäßige Kirchgänger können das so nicht mehr annehmen.« Die Stadtkirche will deshalb mit den Kirchenbesuchern ins Gespräch kommen, um sich mit ihnen »auf Augenhöhe« über die zentralen Knackpunkte der Glaubensdiskussion auseinanderzusetzen.
Das Projekt steht unter der Leitfrage: »Was können wir heute (noch) glauben?« Es geht um Themen wie »Sünde«, »Dreifaltigkeit«, »Bibel«, »Auferstehung«, »Sexualität« oder »Weltgericht«. Eine Reihe von Theologen und Theologinnen, evangelische wie katholische, werden zunächst ihre persönliche Sicht zu diesen Fragen mitteilen. Sie beziehen Stellung und geben Impulse zum Neu- und Weiterdenken. »Das Wichtigste ist uns dabei, dass die Besucher selbst ihre Meinung sagen und ihre ganz eigenen Gedanken und Erfahrungen mit den einzelnen Glaubensthemen einbringen«, erklärt Begemann. »Wir wollen uns gemeinsam auf die Suche nach neuen Antworten begeben.«
Die Stadtkirche St. Petri am Dortmunder Hauptbahnhof ist seit Jahren eine Adresse für Christen, die auf der Suche nach neuen Antworten sind, aber auch für Konfessionslose, Multireligiöse und Freigeister. Es ist eine Citykirche ohne eigene Gemeinde, die von unterschiedlichen Passanten besucht wird und immer offen steht.
In St. Petri gibt es keine Kirchenbänke mehr, die Mahlfeier wird als offene Form gestaltet, und einmal im Monat findet ein »feministischer Gottesdienst« statt. Der traditionelle Ablauf des Gottesdienstes bleibt dabei erhalten, wird aber »elementarisiert und auf das Wesentliche reduziert«. Körpergebet und Tanz, Heilungskraftgesänge und Stille haben in der Liturgie einen sicheren Platz. Auch die Kirchenlieder werden – wo nötig – sprachlich umgestaltet. »Die zu uns kommen, sind da hochsensibel«, sagt Almut Begemann. »Und viele, die lange

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