Vor einer Renaissance der Seuchen?

Theorien zur Brisanz biologischer Kampfstoffe bekommen derzeit neuen Zündstoff durch den Krieg gegen den Irak. Hintergrundinformationen medizinischer, soziologischer und sozialpolitischer Art sind also bitter nötig, will man sich differenziert an der Diskussion darüber beteiligen. Eine knackig formulierte Übersicht zu Pest, Pocken & Co. liefert dieses Buch des Mediziners und Publizisten Bastian, der mit zahlreichen Zitaten aus Literatur und Geschichte jeder Seuche ihren eigenen Kontext gibt. Ob Lassafieber oder Malaria, von der es 1946 in Tegel die letzte Welle mit 300 Erkrankten gab - Mikroorganismen haben als Trittbrettfahrer größerer menschlicher Mobilität und dank der globalen Erwärmung bessere Chancen denn je, auch an eigentlich unwirtlichen Orten zu überleben. In Berlin, wo statistisch jeder Einwohner eine Ratte durchfüttert, wäre die Lage bei einem Pestausbruch vermutlich handhabbar. Ob Polizei und Armee mit der Durchsetzung von Quarantänemaßnahmen in den Giganten-Städten im Süden der Erde mit 20 Millionen Menschen viel Erfolg hätten, bezweifelt Bastian allerdings. Deshalb zeigt er kollektive und individuelle Folgen der »Renaissance der Seuchen«, und das auch noch mit spannenden Fußnoten.