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Erkundungen in animalischen Tiefenschichten

von Reinhard Falter vom 13.07.2001
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Edgar Dahl
Xenotransplantation
Tiere als Organspender für Menschen? Hirzel. 198 Seiten. 36,? DM

Das Buch fragt nach dem Recht des Menschen, über Tiere als Ersatzteillager zu verfügen. Dabei werden in je einem Kapitel das Tier in der Philosophie des Christentums, in den Philosophien Descartes?, Kants, Schopenhauers, Schweitzers, des Buddhismus sowie der angelsächsischen Ethiker Peter Singer und Tom Regan behandelt. Der Autor ist nicht nur ein Gegner des Christentums - das könnte ja auch interessant sein ?, er ist religiös unmusikalisch, er versteht die Grundbegriffe nicht, wie sich zum Beispiel an seiner vermeintlichen Kritik von Heiligkeit und Ehrfurcht vor dem Leben bei Schweitzer zeigt. Heiligkeit eines Tieres schließt gerade nicht ein Tötungsverbot ein; heilige Tiere werden in allen Erfahrungsreligionen den Göttern geopfert, deren Ausdruck oder Verkörperung sie sind. Schlachten heißt im Griechischen iereuein = heiligen oder weihen. Jedes Schlachten ist in solchen Kulturen rituell, es ist Vollzug des Wiedereingehens des Einzellebens ins Allleben beziehungsweise den Kreislauf des Seins. An die Stelle des Jasagens zum Kreislauf von Leben und Tod, das Fundament aller Religion ist, tritt ein sentimentaler Versuch der Leidminimierung, der heute freilich kaum mit Widerstand zu rechnen hat, es sei denn, er versteigt sich zu Euthanasie-Forderungen wie bei Peter Singer. Nicht, dass er die Grenzen von defizitären Menschen und Tieren verwischt, ist das Problem - das wäre nur ein Dogma weniger. Aber bei ihm schlägt Quantifizierungswahn in Amputation der Zeitdimension um. Er schließt nicht nur künftige kommerzielle Interessen aus seinen Überlegungen aus, sondern auch elementare, weil inkarnierte (und wenig interpretationsbedürftige) Tendenzen, die eben nicht den Charakter von Interesse, sondern von Trieb haben, wie den Wachstumstrieb eines Fötus oder eines Baumes. Interessen haben bedeutet ein Nicht-identisch-Sein mit sich selbst, ein Zwischensein, das Ausdruck meines In-Beziehung-Stehens zu anderen Wesen und damit letztlich zum Ganzen ist. Peter Singer definiert Interessen zu haben als die einzige Gemeinsamkeit von Menschen (und darüber hinaus anderen Bewusstseinsträgern). Es ist aber Unsinn, von Interessen an sich zu sprechen, unabhängig davon, wer sie hat. Denn Interesse ist eben selbstbezüglich. Solche Reflexionen tragen zu den ethischen Problemen, die wir tatsächlich mit den Grenzüberschreitungen der High-Tech-Medizin haben, gar nichts bei. Die Frage, was wir uns selbst antun, indem wir keine Grenzen mehr akzeptieren, bleibt ungestellt. Das Buch ist überdies schlecht gearbeitet. Der Autor gibt sich nicht einmal viel Mühe, seinen ideologisch-sentimentalen Vegetarierstandpunkt zu begründen, er setzt ihn vielmehr als einzig ethisch voraus. Man mag sich wundern, dass für ein derartiges Machwerk ein Doktortitel vergeben wird. Doch ist die akademische Ethik überwiegend von solcher »Qualität«. Überdifferenzierung und logische Finessen im Detail schützen nicht vor gröbster Naivität im Ganzen. Ein Buch, das sein Entstehen dem akademischen Unfug verdankt und das zu lesen nicht lohnt, es sei denn, man interessiert sich dafür, warum unsere Ethiker so wenig Relevantes zu sagen haben.

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