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Freiheit - was ist das?

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roman: Ich würde gerne wissen, was Euch Freiheit bedeutet und ob Freiheit auch Grenzen hat. Wie sind Eure Erfahrungen dazu?
 jojo: Oh Gott, das ist eine gute Frage. Ich denke, dass Freiheit vieles bedeuten kann. Entscheidungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit? Ich habe mich noch nie in meinem Leben frei gefühlt, ich war immer an meine Eltern gebunden und bin es jetzt noch. Ich bin nicht unglücklich darüber. Ich denke, dass man sich frei fühlt, wenn man ein Ziel erreicht hat. Ein Ziel, für das man sich lange eingesetzt oder gekämpft hat.
 helen: Ich fühle mich frei, aus einer Menge Möglichkeiten zu wählen, wie sie nur wenige Menschen vor uns und auch wenige Menschen unserer Zeit haben. Freiheit heißt für mich aber nicht, alle Bindungen zu lassen, das wäre entsetzlich. Freiheit ist vielleicht, sich für Bindungen zu entscheiden und sie zu gestalten?
katha: Ich denke auch, dass wir alle hier wirklich sehr frei sind. Klar, der Standardspruch: Meine Freiheit hört da auf, wo ich die Freiheit des anderen einschränke. Ich finde, genau das stimmt ja. Frei bin ich, wenn ich alles vergessen kann, was mich einschränkt/unfrei macht. Das kann ich, wenn ich zum Beispiel beim Pferd bin, da erlebe ich immer wieder, dass ich alles um mich herum vergesse. Ich kann stundenlang durch die Natur reiten, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht.
 roman: Ich denke, absolute Freiheit kann es nie geben, weil wir von den Dingen um uns herum in gewisser Weise eingeschränkt werden. Wir müssen uns gesellschaftlichen Normen anpassen, bestimmte Manieren beim Essen oder im sozialen Umgang miteinander lernen.
 sophia: Roman, das stimmt wohl. Aber: Gewisse Normen und Regeln bezüglich des sozialen Umgangs miteinander schränken doch nicht ein, sondern machen erst frei! Hier könnte man Freud mit seiner Ich-/Es-/Über-Ich-Theorie ins Spiel bringen. Was haltet Ihr von seiner Ansicht?
 roman: Ich habe mich mit Freud nicht sehr auseinandergesetzt, ich weiß, dass er der Begründer der Psychoanalyse ist und er das Wort Unterbewusstsein erfand. Da müsstest Du, liebe Sophia, mal näher erklären, was es mit dieser Theorie auf sich hat.
 sophia: Also: Freud war der Ansicht, dass der Mensch in drei unterschiedliche »Wesen« aufgeteilt ist: das Ich, das Es und das Über-Ich. Das Es steht für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse: Wärme, Essen, Schlaf. Laut Freud ist das stärkste Bedürfnis jedoch der Sexualtrieb. Das Es bringt den Menschen also dazu, den natürlichen Bedürfnissen zu folgen. Das Über-Ich ist für die Regeln, Normen und Gebote zuständig. Es bringt den Menschen dazu, sein Verhalten genau zu überlegen und es den ethischen, religiösen und moralischen Richtlinien anzupassen. Das Ich ist Anlaufstelle des Es und des Über-Ichs. Das Ich muss entscheiden, ob es entweder dem Es nachgibt und seine Bedürfnisse befriedigt, oder ob es dem Über-Ich Folge leistet.
 luise: Ich finde Freuds Argumentation zwar ganz gut, aber trotzdem kann ich ihm nicht ganz zustimmen. Meiner Meinung nach ist es nicht der Mensch, der sich selber in seiner Freiheit einschränkt, sondern seine Umgebung (geht so in Romans Richtung).
 bastien: Bei der Frage: »Ist der Mensch frei, sind wir frei?«, muss man überlegen, ob das Es, Über-Ich und Ich vom Menschen losgelöst gesehen werden sollten. Denn gerade diese Instanzen (sag ich jetzt mal) machen den Menschen doch erst aus. Ein Tier folgt seinem Trieb, mehr nicht. Außerdem, wie kann man denn behaupten, dass der Mensch abhängig vom Es oder Über-Ich ist? Da gibt es doch noch das Ich, was letztendlich die Entscheidung fällt - und das völlig frei. Es hat doch die Freiheit, sich für das Über-Ich oder das Es zu entscheiden. Ich empfinde den Begriff Freiheit eher als eine Grundeinstellung, ein Lebensgefühl. Ich habe letztendlich die Freiheit, alles zu tun, das Einzige, was mich einschränkt, sind die Konsequenzen. Ich gehe davon aus, dass der Mensch gut ist, und er wird keinen Gefallen daran finden, einen Menschen zu töten, da er anschließend negative Gefühle und Konsequenzen fürchten muss. Wir alle haben die Freiheit zu sagen: Ich führe ein anderes Leben. Ich glaube, dass wir alle in uns die Möglichkeit besitzen, uns von den Normen und Regelungen, dem Normalen zu befreien. Wir können uns dafür entscheiden. Diese Freiheit haben wir, wir nutzen sie nur viel zu selten. Wir müssen uns nur vom Normalen, dem Herdenleben, ein wenig abgrenzen und selbst definieren. Die Freiheit haben wir!
 sophia: Ich habe letztendlich die Freiheit, alles zu tun. Das Einzige, was mich einschränkt, sind die Konsequenzen? - Nein das sehe ich nicht so. Es gibt auch natürliche Gegebenheiten: Krankheit, Schwäche und vieles mehr, die dich möglicherweise sehr stark einschränken können. Krankheit geht immer vom menschlichen Körper aus. Heißt das demzufolge also, dass der Mensch vom eigenen Körper eingeschränkt wird und nur die Seele frei ist? Was ist beispielsweise mit Menschen, die unter einer körperlichen Behinderung leiden und im Rollstuhl sitzen müssen? Sie können nicht tun, was sie wollen - können sich nicht vollständig entfalten und verwirklichen. Sind sie trotzdem frei?
bastien: Ja, die Frage ist sehr gut! Da habe ich noch gar nicht dran gedacht. Ich glaube, dass ein körperlich oder auch geistig behinderter Mensch so weit frei ist, wie es die Behinderung zulässt. Ein Mensch im Rollstuhl wird nicht laufen können, wenn er will. Aber er hat immer noch die Freiheit, andere Dinge zu tun.
 roman: Ich glaube, dass ein geistig Behinderter sich nicht weniger frei fühlt als ein Nichtbehinderter. Er ist in der Situation aufgewachsen, er hat diese Situation so angenommen. Nur wir denken, dass er weniger frei ist, weil unsere Bewegungsmöglichkeiten im Vergleich zu ihm größer scheinen. Andererseits ist ein geistig Behinderter in manchen Dingen freier als ein Normalo, weil er sich nicht an dieser Leistungsgesellschaft beteiligt, weil diese Menschen im Allgemeinen ehrlicher und sensibler mit ihren Mitmenschen umgehen und ihre Gefühle nicht verbergen. Wer ist also in Wirklichkeit unfrei? Unter Freiheit verstehen wir oft irrtümlich die Möglichkeit, uns mit Geld alles kaufen zu können, aber frei ist nur der, der sich selber genügt.
 franziska: Oh, den letzten Satz mag ich sehr, Roman!
 jojo: Von wem ist der Satz - Er gefällt mir auch sehr gut.
 roman: Der Satz kommt von mir, fiel mir in diesem Augenblick ein.
 jojo: Sehr lyrisch.
 billytalentlady: Ich fühl mich frei, wenn ich meine eigene Meinung offen sagen kann und mir niemand Vorschriften macht. Freiheit hat sehr wohl Grenzen. Sobald man andere gefährdet und sich nicht für das eigene Umfeld interessiert, alles um sich herum nicht mehr wahrnimmt, ist eine Grenze überschritten.
 schleiereule: Ich glaube, dass man frei ist, wenn die Gedanken nicht an etwas gebunden sind, sondern dass man glauben und denken kann, was man will. Freiheit ist für mich auch, wenn man Gefühl und Trieb freien Lauf lässt. Die weltliche Gebundenheit ist meiner Meinung nach zwar etwas, das einen gefangen nehmen kann, doch der Geist ist frei, und darauf kommt es an.
 smine: Für Jojo, der unter anderem schreibt: »? Ich denke, dass man sich frei fühlt, wenn man ein Ziel erreicht hat. Ein Ziel, für das man sich lange eingesetzt oder gekämpft hat.« Ich frage Jojo: Wie ist es aber mit dem Gedanken »Der Weg ist das Ziel?« Demnach bist du schon frei!
 inga: Ich kann dem Satz: »Der Weg ist das Ziel« nicht immer ganz zustimmen, aber ich denke, dass man sich auch nicht gleich frei fühlt, wenn man ein Ziel erreicht. Vielleicht ist man dann stolz, aber die Verbindung zu dem Begriff Freiheit verstehe ich irgendwie nicht ganz.
 smine: Für mich sind die Grenzen der Freiheit dort, wo man die Grenzen anderer Existenzen respektiert. Aber inwiefern ist ein Gefangener noch frei? Man kann seine Gedanken (noch) nicht binden, was ja bedeuten würde, dass er durchaus eine spirituelle Freiheit besitzt. Außerdem sind wir ja alle in gewisser Weise Gefangene des Staates. Sobald wir 18 Jahre sind, sobald wir versuchen, unsere Freiheit zu leben, uns zum Beispiel eigenständig eine Wohnung suchen, dann die Schul»pflicht«, die Wehr»pflicht« ... überall werden wir Pflichten unterzogen und müssen uns Gesetzen, Regelungen und Bestimmungen fügen. Dabei wird nach unserer persönlichen Einstellung nicht gefragt. Neuerdings kommt auch noch Überwachung als ein Phänomen hinzu, was mir wirklich die Frage aufdrängt: Woher nimmt sich der Staat das Recht, so über uns zu walten und uns zu beschränken? Auch dass man getauft wird, bevor man selbstständig denken kann, finde ich nicht in Ordnung. Freiheit bedeutet für mich: Ein Segelboot zu besitzen, womit man zu jeder Zeit überall hinfahren kann. Und auf dem Meer ist man dann ganz alleine und verlassen - oder endlich wird man mal in Ruhe gelassen.
 roman: Im Prinzip ist absolute Freiheit eine Illusion, weil wir nicht alleine auf dem Planeten leben und Grenzen haben. Selbst das Menschsein hat Grenzen.
 thea: Ich denke, Freiheit ist undefinierbar, da jeder aufgrund seiner bisherigen Lebenserfahrungen etwas völlig anderes damit verbindet. Noch dazu muss man geistige und körperliche Freiheit unterscheiden.
Beispiel 1: Jemand, der jahrelang unter einer Diktatur gelebt hat und diese aber nicht unterstützt hat, wird sich frei fühlen, wenn seine Meinung nicht mehr unterdrückt wird.
Beispiel 2: Jemand, der lange gehungert hat, sieht es schon als Freiheit, wenn er sich auf einem großen Markt was zu essen kaufen kann. Ich denke auch, dass man auf dieser Welt nicht ohne Bindung leben kann - dafür sind die Bedürfnisse des menschlichen Körpers und der Seele zu groß. Und ein reicher Mensch, der sich alles leisten kann, wird sich vielleicht frei fühlen, dennoch ist er auf Menschen angewiesen, die ihn lieben. Außerdem denke ich, dass man frei ist, wenn man sich die eigenen Bindungen frei auswählen kann, je nach seiner Meinung und Einstellung, und wenn man sich die Ziele suchen kann, bei denen der Weg dahin befreiend sein kann. Es kann reizvoll sein, sich aus einer anderen Welt zu lösen.

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