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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 1/2023
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Zwischen Pub und Kirche auf einer irischen Insel

von Birgit Roschy vom 13.01.2023

Kino. »Du bist langweilig.« Mit dieser harschen Behauptung kündigt Colm seinem Kumpel Pádraic die Freundschaft auf. Bis dahin war der liebenswürdige, etwas einfältige Junggeselle zufrieden mit seinem Dasein als Kuhhirte, getaktet durch das tägliche Guinness im Pub mit Colm. Colms Ablehnung aber bricht Pádraic das Herz. Wir befinden uns im Irland des Jahres 1923, auf dem Festland tobt der Bürgerkrieg. Da erscheint die (fiktive) Insel Inisherin, auf der mehr Tiere als Menschen leben, als heile Welt. Doch zwischen Pub und Kirche läuft man sich ständig über den Weg. Folkmusiker Colm schwört, dass er sich für jeden Versuch der Kontaktaufnahme durch Pádraic einen Finger abschneiden werde. Pádraic will Colms Verhalten nicht hinnehmen und zieht auch andere Inselbewohner in den skurrilen Konflikt hinein. Regisseur Martin McDonagh beherrscht wie kein anderer die Kunst der Balance zwischen Komik und Tragödie. Für »Three Billboards Outside Ebbing, Missouri« bekam er zwei Oscars, bekannt wurde er durch das Krimidrama »Brügge sehen … und sterben?«, in der die Darsteller seines neuen Films, Brendan Gleeson und Colin Farrell, zum ersten Mal schicksalhaft aufeinander trafen. Die Parallele zwischen dem Zerwürfnis der Freunde, dem auch von Gewalt geprägten dörflichen Mikrokosmos und dem Bürgerkrieg mag weit hergeholt sein. Doch sein Film ergreift als Charakterstudie einsamer Menschen, die von der Sehnsucht nach Sinn getrieben sind. Oder steht Colm, der etwas Großes, »wie Mozart«, komponieren will, im Banne der »Banshees«, Todesfeen? Der verwunschene Drehort, die westirische Insel Achill Island, Wahlheimat von Heinrich Böll, macht für Spinnereien durchaus empfänglich.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 01/2023 vom 13.01.2023, Seite 54
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