Straftäter als Studenten

Publik-Forum: Frau Professorin Niewiadomska, 32 Straftäter studieren seit dem Wintersemester an Ihrer Universität Sozialarbeit mit Schwerpunkt Streetworking. Wollen Sie den Bock zum Gärtner machen?
Iwona Niewiadomska: Ich denke, dass sie gute Streetworker werden können, auch weil sie die andere Seite aus ihrem früheren Leben kennen. Außerdem können sie mit ihrem Beruf etwas wiedergutmachen.
Noch studieren die Straftäter als Fernstudenten in der Haftanstalt. Ab Herbst sollen sie an den regulären Uni-Veranstaltungen teilnehmen. Was sagen Ihre Studentinnen dazu, dass sie neben verurteilten Gewalttätern im Hörsaal sitzen werden?
Niewiadomska: Ich habe einige Anrufe besorgter Eltern erhalten. Ihnen sage ich: Das ist die Klientel, mit der künftige Sozialarbeiter zu tun haben werden. Wer das nicht möchte, sollte seine Studienwahl überdenken. Alle Lehrenden, die schon direkten Kontakt mit den Straftätern haben, berichten, dass sie sehr gute und aktive Studenten sind. Die Studierenden können von ihren Straftäter-Kommilitonen profitieren, etwa bei der Herangehensweise an ihre künftige Arbeit.
Es gibt unter den studierenden Straftätern auch verurteilte Mörder und Vergewaltiger. Kennen Sie die Delikte Ihrer Studenten?
Niewiadomska: Nein. Und ich möchte auch nicht wissen, wofür sie ihre Strafen verbüßen. Denn ich will in mir keine Stereotype aufkeimen lassen. Ich möchte sie wie alle anderen Studierenden behandeln, die Kompetenzen in der Sozialen Arbeit erwerben wollen. Unser Projekt ist ein rationales – und kein unkalkulierbares Risiko. Sie erhalten auch nicht

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Staatliche Aufgabe, wie auch Unternehmen und Vereinen ist es, Menschen zu ermächtigen und nicht zu bevormunden oder hilflos zu machen.
Das kostet nämlich sehr viel Geld, wenn wie bei der Existenzsicherung (Hartz IV) Betroffene ständig staatlich bevormundet werden - ständig kriminalisiert, diffamiert uns öffentlich erzählt, dass diese nicht können oder wollen - und zu kleinen Kindern anstatt Ihnen die Chance zur Befreiung selbst anzuvertrauen. Dazu sei auf ein Artikel im neusten Heft von brandeins verwiesen.
Somit ist das nicht nur menschlich oder weniger pathetisch sozial und zahlt sich zudem für den Steuerzahler mittelfristig noch aus. Das muss übrigens auch so sein, sonst wäre es Verschwendung öffentlicher Gelder.