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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 16/2022
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Leserbrief
Besser reisen?

vom 26.08.2022

Zu: »Einfach unterwegs« (14/22, Seite 12-17)

Wer einfach unterwegs sein will, soll einfach unterwegs sein. Er möge festes Schuhwerk anlegen, seinen Rucksack packen und losziehen. Herr Wanzeck könnte das auch. Das tut er aber nicht. Er pilgert zu Spezialisten für einfaches Reisen. Ich kann es nicht glauben, dass es so etwas gibt! Offensichtlich ist das Einfache recht kompliziert. Womöglich kann man auch ein Zertifikat für einfaches Reisen erwerben. Es ist zum Haareraufen, wenn man das Einfache den Leuten auf solche Weise schmackhaft machen muss. Ich reise gerne. Ich setze mich in einen Zug und steige da oder dort aus, setze mich in ein Café und höre oder schaue den Menschen zu. Dann mache ich einen Spaziergang durchs Viertel und schaue, wie die Menschen leben. Wenn ich zurückkehre, habe ich manches Interessante erlebt. Einfach so. Reinhard Wick, Albertshofen

Abenteuerlust ist nicht zwangsweise ökologisch oder umweltbewusst, so sehr sie sich auch vom Pauschaltourismus unterscheiden möchte. Bauchschmerzen habe ich mit Reisenden, die ihre Erlebnisse maximal medial vermarkten. Wer seine Aktivitäten derart über die verschiedensten Medien vermarktet, muss auch damit rechnen, bisher unentdeckte Orte der Öffentlichkeit bekannt zu machen, Nachahmer zu inspirieren und den Massentourismus anzuheizen. Dann zu beklagen, dass man diesen Orten die Größe genommen habe, zeugt von einer gewissen Selbstgerechtigkeit. Was bedeutet, »sich aufrichtig für Land und Leute zu interessieren«, wie Sie schreiben? Geht es um mich und meine Selbstfindung oder auch um die Menschen vor Ort? Inwieweit beschäftige ich mich mit den Wunden, die mein eigener Lebensstil, mein Land in diesem Land verursacht haben oder noch verursachen? 1999 war ich in Tansania, wir haben die üblichen Sehenswürdigkeiten angeschaut, die Nationalparks, den Gedenkstein für Grzimek, den knorrigen Baum im Sonnenuntergang, Bagamojo. Aber ich habe nicht das Memorial Museum von Songea besichtigt, eine Gedenkstätte für die hingerichteten Helden des Maji-Maji-Kriegs. Erst jetzt weiß ich, dass dieser Krieg in Tansania als staatsbildendes Ereignis gesehen wird, dass die Nationalparks vielerorts kolonialen Ursprungs sind und deren Schutz zum Teil immer noch koloniales Denken fortschreibt. Viele (und da nehme ich mich nicht aus) versuchen, sich und anderen zu beweisen, dass die eigene Art des Reisens die ökologische und bessere Variante sei, da sie ja letztlich einem sinnvollen Zweck diene, ohne uns selber dabei zu hinterfragen. Dagmar Timm, Hamburg

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Markus Wanzeck zeigt uns, wie man es nicht machen sollte. Schon der Beginn seiner Reise wird zu einem Rennen gegen die Uhr. Und dann gerät die Reise zu einem touristischen Abklappern seiner Zielobjekte. Fazit: Mitteleuropa in sechs Tagen per Ökotour. Was für ein schöner vierwöchiger Urlaub hätte aus dieser Reise werden können, wenn sich Herr Wanzeck an den Knotenpunkten seines Reiseplans neben den Muss-Zielen jeweils ein paar Tage Zeit gelassen hätte, ziellos durch die Stadt zu schlendern. Karl-Heinz Haid, Isny

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