Wirbel um zurückgetretenen Museumsdirektor
Der Rücktritt von Peter Schäfer, Direktor des Jüdischen Museums Berlin, sorgt für Diskussionen. Schäfer war Mitte Juni nach harscher Kritik des Zentralrats der Juden zurückgetreten. Der Auslöser: In einer Leseempfehlung seiner Museums-Pressestelle wurde auf einen Zeitungsartikel verwiesen über eine Erklärung israelischer und jüdischer Wissenschaftler. Diese hatten sich dagegen gewandt, die Boykottbewegung BDS pauschal als antisemitisch zu brandmarken, wie es der Bundestag jüngst beschlossen hatte (vergleiche Publik-Forum 11/2019). »Das Jüdische Museum Berlin scheint gänzlich außer Kontrolle geraten zu sein«, so hatte der Zentralrat auf die Leseempfehlung reagiert. Jüdische und israelische Wissenschaftler und Gruppen hatten sich daraufhin mit Schäfer solidarisiert, darunter der Verband der Judaisten Deutschlands, die israelische Soziologin Eva Illouz, Israels Ex-Botschafter in Berlin, Shimon Stein, und der israelische Historiker Moshe Zimmermann. Illouz sagte, der Fall Schäfer belege, »wie die israelische Politik die Diskussionen in der gesamten jüdischen Welt bestimmt«. Zimmermann und Stein schrieben im Tagesspiegel, es gehe »um die Streitkultur in Deutschland, um Meinungsfreiheit und um Deutungshoheit: Wer darf in Deutschland darüber bestimmen, was Judentum und Antisemitismus ist?« Eingeschüchterte deutsche Politiker ließen sich von Israels Regierung und dem Zentralrat zu sehr vereinnahmen.