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Gott glaubt an mich

Menschwerdung Gottes bedeutet, dass Gott sich zeitgebundenen Bildern auslieferte. Dies fordert dem erwachsenen Glauben heute eigenständige Sprachversuche ab - möglichst unbefangen von der Altlast christlicher Irrtumsgeschichte.Die Bilder, zum Beispiel die des Weihnachtsgeschehens, sind Variationen der Grundmelodie: Gott glaubt an mich - und zwar grundlos, bedingungslos und engagiert. Das gilt auch, wenn Jesus, wie im Falle Weihnachten, diese Bilder selbst noch gar nicht kannte.In diesem Urvertrauen kann ich dann auch die Frage zulassen, ob es denn sein kann, dass Gott die Materiewüste eines unendlichen Kosmos erschaffen hat, um sich dann in das Staubkorn Erde zu verlieben und dort aggressive Glaubensmonopole zuzulassen. Ich kann auch mit den Hirnforschern fragen, ob die Seele ein Produkt elektrochemischer Prozesse ist.Mehr noch: Menschwerdung bedeutet, dass der Mensch sich selbst geschenkt ist und nicht einer höheren Idee, einer heroischen Aufgabe, noch dem Krampf, moralischer Übermensch werden zu müssen.Dann wird christliche Ethik mehr Ermündigung als Gehorsamsforderung, mehr Dankesethik als Pflichtenlehre, mehr Zuspruch als Herrschaftssprache, mehr Kraft fürs Unterwegssein als ein Mittel des Rechthabens und mehr Chance für ein Lächeln selbst im Schraubstock der Sachzwänge als Ausdruck einer Schattentheologie, die ins Negative verliebt ist.Gott gibt es, weil er sich gibt, weil er uns Worte zum Weiterleben zuflüstert und weil er dem, der bei alten Texten anklopft, den Sinn zu öffnen vermag. Das ist Kernholz des Glaubens und Verlockung zu einem Leben, das nicht den sanften Tod der Unerheblichkeit stirbt. Der Gott, der Abrahams Glaubensleistung sieht und sich befreiend mit dem Schicksal von Sklaven verbindet, will keine Kinder, die überlieferten Weltbildern zu Kreuze kriechen. Gott, den Abraham als den Herausrufer erlebte, ist ein mitwandernder Horizont, der sich nicht durch Institutionen und andere Mächte festhalten lässt.
von Klaus Lefringhausen, Mettmann vom 26.01.2001
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